Rezension

Matthew Dear

Black City


Highlights: Honey // Little People (Black City) // You Put A Smell On Me // Monkey
Genre: Electro
Sounds Like: LCD Soundsystem // !!! // The Juan McLean // Tiga

VÖ: 13.08.2010

Matthew Dear ist eine dieser Arbeitsmaschinen, die sich keine zwei Wochen ausruhen können, ohne irgendwo wieder die Finger mit drin zu haben. In den letzten Jahren baute er Ghostly International zu einem der bedeutendsten Labels für elektronische Musik abseits der ausgetretenen Pfade mit auf. Er produzierte, was ihm vor die Flinte kam, komponierte Remixe für u.a. The xx, Charlotte Gainsbourg und Hot Chip und legte nebenbei immer noch dort auf, wo nach ihm gerufen wurde. Wann der Mann dazu gekommen sein will, wieder ein eigenes Album aufzunehmen, bleibt sein Geheimnis. Fest steht, „Black City“ kickt so viel Arsch wie lange nichts mehr.

Und das ist erstmal erstaunlich, denn auf seiner vierten Platte öffnet sich Matthew Dear noch mehr dem Pop, als das bei dem Vorgänger „Asa Breed“ ohnehin schon der Fall war. Die Zeiten von minimalistischem Tech-House hat der New Yorker ganz offensichtlich endgültig hinter sich gelassen. Das tut „Black City“ aber keinerlei Abbruch, denn anstatt dessen lässt Dear den Groove zu Wort kommen und der ist dermaßen bestimmend und dominant, dass das Album zu einer einzigen treibenden Sause wird. Wer hier nicht mitgeht, hat ein ernstes Problem.

Paradoxerweise führt der Einstieg erstmal auf die falsche Fährte und stellt dennoch eines der stärksten Stücke auf der gesamten Platte dar. „Honey“ ist ein in Nebelschwaden gehülltes Downtempo-Biest. Bedrohlich, hypnotisch und unfassbar atmosphärisch. Ganz stark. Das war aber „nur“ die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Danach geht es nämlich los. Zuerst noch etwas verhaltener mit dem abgefahrenen „I Can’t Feel“, dann zündet „Little People (Black City)“ die Atombombe auf dem Tanzparkett. Neuneinhalb Minuten Ekstase. Eigentlich drei Tanzpeitschen auf einmal, die James Murphy wie einen gehetzten Hund vor sich hertreiben. Ja, es gibt viele Parallelen zu LCD Soundsystem, mit dem Unterschied, dass Matthew Dear seinen Bruder im Geiste mit „Black City“ in diesem Jahr überholt hat.

Denn auch der Rest des Albums hat keinerlei Ausfälle zu bieten. Die Zügel werden zwar immer mal wieder angezogen: „You Put A Smell On Me“ sei da nur mal exemplarisch genannt – sexy as funk und mit einem gediegenen Abgang, bei dem selbst die Altmeister von Laid Back noch dumm aus der Wäsche schauen. Matthew Dear macht aber auch nicht den Fehler, stumpf die Beats durchzuholzen, sondern variiert immer wieder geschickt das Tempo und die Arrangements, ohne dabei allerdings den Flow zu verlieren. So fällt das Fazit auch ausgesprochen leicht: „Black City“ ist das beste, weil auch gerade intelligenteste, Tanzalbum des Jahres.

Benjamin Köhler

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