Rezension

Matthew Dear

Beams


Highlights: Her Fantasy // Earthforms // Get The Rhyme Right // Ahead Of Myself
Genre: Electro
Sounds Like: LCD Soundsystem // !!! // Nicolas Jaar // John Talabot

VÖ: 24.08.2012

Vor zwei Jahren verabschiedete sich Matthew Dear mit „Black City“ endgültig von seiner Minimal-Vergangenheit, öffnete sich mehr dem Song und kam damit genau zur richtigen Zeit. Denn LCD Soundsystem hatten gerade ihr Ende verkündet und die frei gewordene Nische füllte Dear mit seinem neuen Sound bestens aus: tanzbar bis zum Anschlag und trotzdem immer mit drei Fußzehen ein wenig in Melancholie versunken. Man musste nicht unbedingt in der passenden Stimmung sein, um „Black City“ aufzulegen. Die Songs funktionierten sowohl als schillernde Disco-Kugeln, wie auch als zigarrenluftgeschwängerte Lounge-Absacker.

Den gleichen Spagat versucht Matthew Dear auch mit seinem neuen Album „Beams“. Will heißen, Überraschungen gibt es wenige. Wenn überhaupt, kann man festhalten, dass es insgesamt nicht mehr so kompromisslos nach vorne geht, wie es auf dem Vorgänger der Fall war. Was an Drive auf der Strecke bleibt, wird dafür mit noch mehr Groove wettgemacht. Gerade die zweite Albumhälfte wird dominiert von düsteren Electro-Perlen wie dem unverschämt verruchten „Get The Rhyme Right“ oder „Shake Me“, das auch aus der Feder von Trent Reznor hätte stammen können.

Wer jetzt Angst hat, „Beams“ könnte damit höchstens für die nächste Stehtanzparty taugen, kann beruhigt werden. Schon „Her Fantasy“, die erste Single, läuft bereits in den meisten Clubs auf Dauerrepeat und wird diesen Status auch so schnell nicht mehr verlieren. Ähnlich ergeht es auch der zweiten Auskopplung „Headcage“: auf die Tanzfläche gebannter Sex, der deswegen so schmutzig ist, weil Matthew Dears Stimme immer ein wenig klingt, als würde er damit Frauen ausziehen. Und da die Vocal-Parts auf „Beams“ noch mehr in den Vordergrund rücken als zuvor, muss man das schon abkönnen, um nicht irgendwann angenervt zu sein.

Ein klein wenig mehr Abwechslung beim Songwriting hätte dem Album zudem auch gut getan. Viele Ideen kannte man in ähnlicher Form schon von dem Vorgänger, auch wenn keiner der Songs jetzt wie ein Abklatsch früherer Stücke klingt. Vielleicht wäre eine Neuneinhalb-Minuten-Peitsche wie zuletzt „Little People (Black City)“ genau das Richtige gewesen, um „Beams“ das entscheidende bisschen Etwas zu verpassen. Schade, aber kein Weltuntergang.

Benjamin Köhler

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