Rezension

Losoul

Care


Highlights: Slightly // Sunlite // Up The Beach
Genre: House // Techno
Sounds Like: Don Disco // DJ Koze // Trevor Jackson // Hell // Troy Pierce

VÖ: 24.04.2009

Wenn von spielerischem Funk in elektronischer Tanzmusik gesprochen und geschrieben wird, fällt zunächst DJ Koze ein, doch auch Losoul aka Peter Kremeier aka Don Disco beherrscht das verspielte, wärmend Funkige. Passenderweise im Spielhaus also auf Playhouse erscheinend, swingt und groovt sein Album „Care“ durch den Frühling.

„Care“ heißt das Album, und allein die (wenig offensichtliche) Doppeldeutigkeit der Übersetzungen – Sorge, bzw. Lust haben, etwas zu tun – lässt schmunzeln. Der warme und „seelenvolle“ Klang der Albumtracks, den eben gleichzeitig eine naive frohe spielerische Leichtigkeit begleitet, rechtfertigt beide Übersetzungen. Harmonische Geborgenheit und frohe Unbeschwertheit im Bewusstsein der Gegebenheit transportieren Losouls Nummern. Während das eröffnende „Slightly“ hüpfend spielerisch den Boden bereitet, erdet „The Crush“ den Hörer in der Welt. „Sunlite“ verströmt durchgängig die namengebende, sonnige Helligkeit, und auch „Up The Beach“ gehört zu den fröhlichen, aufbauenden, Lust auf mehr machenden Stücken. Ein heliumleichtes Abheben wird durch rauschende Störgeräusche verhindert. Zu monoton aber gelingt „Deuce“, und der funkige House von „Gridlock“ stört in seiner Cluborientierung im Albumkontext ein wenig. Er erscheint zu sehr funktional für die Tanzfläche geplant. Beschriebenes Missfallen dürfte allerdings häufig durch den jeweiligen Hörmoment bedingt sein. Der Höreindruck mag also in einem anderen Augenblick tatsächlich ins Gegenteil umschlagen. Gleiches gilt für das komplexeste Stück des Albums „The Lords Of Sanity“, das die Spannungskurven eines Clubabends, die Herrschaft des DJs über die Sinne der Besucher nachzuvollziehen scheint. Ebenso überzeugt „Vacuum Stance“ nicht bei jedem Hören, obwohl die es durchsetzenden Melodiefragmente immer wieder faszinieren.

Es ist also nicht alles Gold auf „Care“. In manchen Momenten wirkt der Beat fast beliebig, und beim wiederholten Hören des einen oder anderen Tracks schleicht sich auch beim wohlwollenden Hörer der Wunsch zu skippen ein. Gesteht man einem Album solche Schwäche- und Erholungsphasen zu, produziert Losoul mit „Care“ aber ein vollkommen gelungenes, ein umschmeichelndes und in den entscheidenden Momenten kickendes Werk voller Tiefe und Wärme. Sein House- und Techno-Gewand wurzelt tief in den Ursprüngen der Genres und treibt diese doch an ihre Grenzen. Voller emotionaler Tiefe und treibendem Funk überzeugt es den Hörer.

Oliver Bothe

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