Rezension

Linkin Park

A Thousand Suns


Highlights: Wretches And Kings // Burning In The Skys
Genre: Rock
Sounds Like: Coldplay // P.O.D. // Nickelback // Keane

VÖ: 17.09.2010

NuMetal ist tot, es lebe der Indierock. Waren die 80er die 80er, hallte Anfang der Neunziger Grunge aus den Kinderzimmern der pubertierenden Jugend, so waren es wenig später Korn, Limp Bizkit und natürlich Linkin Park. Deren Debüt von 1999 ist heute noch ein Meilenstein zwischen Kommerzrock und der Kunst, auch abseits des Mainstreams Menschen zu begeistern. Wenig später jedoch wandte sich das Blatt, Emo und Indie hießen die neuen Genres, deren Bands die Bravoposter füllten. Zeit zu reagieren. Einige, wie Korn, dümpeln seitdem im unteren Mittelmaß, machen immer wieder das gleiche Album. Andere, wie Limp Bizkit gehen den Weg von Classic-Rock-Bands: Verschreiben sich dem Best Of. Linkin Park versuchen derzeit, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Statt gebrülltem Cross-Over mit HipHop–Einlagen gibt es nun cleane Vocals und noch glattgebügelteren Stadionrock als bislang. Und das produced by Rick Rubin.

„God save us, everyone / we will burn inside the fire of a thousand suns / for the sins of our hand / of our tongue / of our father / of our young”. Nicht weniger als die Apocalypse verspricht uns eine junge Frauenstimme im Intro „The Requiem”. Leider folgt nun nicht Slayer, sondern Radiopop. „Burning in The Skies“ wird garantiert Single und hat Keane- oder Coldplay-Format. „When They Come For Me“ erinnert stark an „Youth Of The Nation” der unsäglichen P.O.D. Mit „Robot Boy” schießen die einst doch recht harten Kalifornier noch gleich eine Pathosballade hinterher. Auf den ersten Blick erscheinen die 15 Songs im Booklet recht viel, lässt man jedoch die massive Anzahl Intros/Interludes heraus, kürzt sich das Album schnell auf einige wenige und noch weniger gute Stücke zusammen. Nicht vorwerfen kann man der Band allerdings, nicht so ziemlich alles ausprobiert zu haben: „Waiting For The End“ klingt wie ein Mix aus Reggae und Bands wie Snow Patrol. Da lassen einen Stücke wie „Blackout“ fast warm ums Herz werden: Hier wird geschrieen, hier sind die alten Linkin Park am Werkeln, wenn auch mit angezogener Handbremse.

An Cypress Hill und die längst vergessenen Hed P.E. erinnert „Wretches And Kings“, der Versuch, Bounce-HipHop mit härterem Rock zu mischen. Sollte den Donots mal das Geld ausgehen, könnten sie versuchen, für den Refrain zu „Iridescent“ Tantiemen einzuklagen. Hätte ziemlich sicher Erfolg und schlecht verkaufen wird sich „A Thousand Suns“ nicht. „Mensch, da haben wir ja ein paar tolle Zeilen geschrieben, die verarbeiten wir einfach noch einmal.“ So ungefähr muss es im Studio mit den „God save us….“-Versen zugegangen sein. Die eingangs erwähnten Passagen finden sich fast zum Schluss des Albums in „The Catalyst“ wieder, in einem Refrain, der nur knapp am Scooter-Niveau vorbeischrammt. Am Ende gibt es dann noch einmal eine Unplugged-Klavierballade.

Linkin Park starten zwar den Versuch, sich weiter zu entwickeln, scheitern dabei aber immer wieder, weil sie doch radiokompatible Songs schreiben wollen oder müssen. Mit „A Thousand Suns“ begeben sie sich ein gutes Stück weit in Richtung Belanglosigkeit. Früher konnten sie immerhin polarisieren, man mochte oder verachtete sie. Heutzutage reicht es nicht einmal mehr dafür, mittlerweile scheint das Erregungspotential dem Konsenssound gewichen – das bisschen Reibefläche, das die Band immer bot, ist weg. Das ist, trotz zigtausend anderer musikalischen Alternativen, ein kleines bisschen schade.

Klaus Porst

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