Rezension

Lightspeed Champion

Life Is Sweet! Nice To Meet You


Highlights: Marlene // The Big Guns Of Highsmith // I Don't Want To Wake Up Alone // Madame Van Damme
Genre: Glam-Rock // Baroque Pop // Indie
Sounds Like: David Bowie // Queen // ELO // Boomtown Rats // Mott The Hoople

VÖ: 12.02.2010

Devonté Hynes ist gerade einmal 24 Jahre alt und hat schon eine beachtliche musikalische Entwicklung durchgemacht. Nachdem er als Gründungsmitglied der Dance-Punk-Band Test Icles Erfolge feiern konnte, lieferte er vor zwei Jahren als Solokünstler unter dem Namen Lightspeed Champion mit „Falling Off The Lavender Bridge“ ein lupenreines Folk-Album ab, das nicht zuletzt dank des Einflusses das Saddle-Creek-Produzenten Mike Mogis durchweg glaubwürdig und zugleich musikalisch so erfrischend war, dass der junge Engländer schon bald ein ganz neues Publikum für sich gewinnen konnte.

Eigentlich war damit zu rechnen, und doch ist es eine Überraschung, dass Hynes nun mit seinem zweiten Werk „Life Is Sweet! Nice To Meet You“ erneut eine musikalische Kehrtwende vollzieht. „Dead Head Blues“ macht gleich zu Beginn des Albums eine klare Ansage, in welche Richtung es diesmal geht. Von Klavier und Orgel unterlegt singt Hynes mit seiner ausdrucksstarken Stimme eine bittersüße Melodie, und die erste Assoziation, die dabei aufkommt, ist der David Bowie der frühen 70er. Als sich dann der Song mit E-Gitarren und Synthesizern zum Ende hin entlädt, fällt einem noch so manch andere Glam-Rock-Reminiszenz auf. Fest steht: Mit dem luftigen Folk des Vorgängers hat das hier wenig zu tun. Was gleich bleibt, ist allein Hynes’ Gesang und seine Art, Songs aufzubauen. Auf der Suche nach Dramatik schrammt er wieder einmal geschickt am Kitsch vorbei und schafft es, anfängliche Irritationen zu beseitigen, die aufgrund der gewagten stilistischen Ausrichtung des Albums aufkommen. Sich in einem solch altbackenen Genre zu bewegen, das ja geradezu nach übertriebenen Gesten schreit, und dabei mit einem Augenzwinkern stets die eigene Coolness zu bewahren, ist wirklich eine beachtenswerte Leistung. Wenn Devonté Hynes beispielsweise in „Marlene“ von seinen Disco-Strophen mit einem Haufen Streichern in den dramatischen Refrain übergeht, funktioniert das überraschend gut. Der Song ist einfach zu gut, um peinlich zu sein, daran ändern nicht einmal mehr die exaltierten Gitarrensoli etwas.

Auch wenn auf „Life Is Sweet! Nice To Meet You“ Hynes’ Rechnung weitgehend aufgeht, so ist das Album als Ganzes doch keine wirklich runde Sache. Vielleicht sind es einfach zu viele Ideen, die er hier zu verpacken versucht, ohne sie sorgfältig genug auszuarbeiten. Dank des großen Abwechslungsreichtums des Albums wird es einem aber über die 50 Minuten nie langweilig, ganz im Gegenteil: „The Big Guns Of Highsmith“ mit seinem barocken Klavierintro lässt einen schmunzeln, „I Don’t Want To Wake Up Alone“ schafft es in seinen knapp drei Minuten, sich selbst dann noch einmal zu steigern, wenn man denkt, man sei am Ende angelangt und „Madame Van Damme“ mit seinem unverschämt eingängigen Refrain kriegt man schon nach dem ersten Hören nicht mehr aus dem Kopf.

Die Fehler, die Devonté Hynes auf „Life is Sweet! Nice To Meet You“ macht, verzeiht man ihm gerne, da es im Grunde nur Fehler sind, die aus dem Übereifer heraus entstehen. Ob er sich auf seinem nächsten Album wieder einem komplett anderen Genre widmen wird? Wer ein derart cooles Glam-Rock-Album zustande bringt, ist so gut wie jeder Aufgabe gewachsen.

Kilian Braungart

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