Rezension

Leif Vollebekk

Inland


Highlights: In The Morning // In The Midst Of Blue And Green // Quebec // Don't Go To Klaksvik
Genre: Singer-Songwriter // Folk // Blues // Jazz
Sounds Like: Patrick Watson // Neil Young // Jeff Buckley // Bob Dylan // Ed Harcourt // Nick Drake // Townes Van Zandt

VÖ: 10.09.2010

Als kanadischer Folkmusiker Musik unter seinem eigenen Namen zu veröffentlichen und dabei ganz ohne Tiernamen oder sonstige Naturbezüge auszukommen, ist heutzutage schon fast wieder etwas Besonderes. Statt eines blumigen Künstlernamens hat der schmächtige Songwriter Leif Vollebekk eine Stimme vorzuweisen, die einen mit ihrem Facettenreichtum und ihrer Ausdruckskraft regelrecht übermannt. Dazu hat er einen Haufen Songs im Gepäck, denen man seine Liebe zum Blues, die Liebe zu seinen großem Vorbildern Bob Dylan und Neil Young anhört, die jedoch eine ganz eigene, schwer zu beschreibende Färbung haben. Und so klingt sein bereits zwei Jahre altes Debütalbum „Inland“, das nun erneut veröffentlicht wurde, um es einem breiterem Publikum zugänglich zu machen: zugleich sehr erdig, es hat aber dabei diesen ganz besonderen Glanz und trägt eine Leidenschaft in sich, die es unwiderstehlich macht.

„You don’t belong here / it’s a broken heart I hear” sind die ersten Worte, mit denen Vollebekk einen im Opener “In The Morning” willkommen heißt. Ob dies als Warnung an den Hörer zu verstehen ist? Gewitzt genug ist der junge Kanadier, dass man es ihm zutrauen könnte. Und in der Tat drehen sich die sehr persönlich gehaltenen Texte vor allem um Trennungsschmerz und Liebeskummer. Da Vollebekk schonungslos und offen seine Emotionen in einfache Worte zu verpacken versteht, kann das Hören von „Inland“ durchaus eine aufreibende Sache sein. Zugleich ist da aber die schiere Schönheit der Songs, die durch ihre reichhaltige Instrumentierung, für die sich Leif Vollebekk größtenteils auch selbst verantwortlich zeigt, besonders hervorgehoben wird. Und so zeichnet sich „Inland“ letztlich genau durch das aus, was gute Musik eben ausmacht: sie ist mitreißend, klug, fordernd und zugleich fesselnd. Wenn in „Don’t Go Klaksvik“ die Mundharmonika den weichen Teppich aus gebürsteten Drums, verhalltem Klavier und lieblichen Streichern zerschneidet und dem Song die bluesige Note verleiht, die der Text von ihm verlangt, ist das einer dieser Momente, in dem die musikalische Vorbildung des Plattensammlers Vollebekks zu Tage tritt.

Der isländische Einfluss, den Leif Vollebekk, der in Reykjavik Isländisch und Philosophie studierte, selbst angibt, deutet sich jedoch leider etwas selten an. Nur ab und zu ist da dieses Gefühl, das die Musik von Bands wie Sigur Rós oder Ólafur Arnalds in einem auslöst, das sich aber nicht wirklich an musikalischen Stilmitteln festmachen lässt, zu spüren. So bleibt Vollebekk mit „Inland“ insgesamt doch näher am klassischen Singer-Songwriter-Album als man sich erhofft hatte. Vielleicht wollte er seine Hörerschaft mit seinem ersten Album auch einfach nicht überfordern, schließlich sind auch seine auf Isländisch verfassten Songs nicht Teil des Albums. Der Nachfolger zu „Inland“ soll jedoch bereits Anfang nächsten Jahres erscheinen. Hoffentlich geht Vollebekk hier einen Schritt weiter. Nach einem solch wunderbaren Debütalbum, das man eigentlich nur mögen kann, darf er sich das durchaus erlauben.

Kilian Braungart

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