Rezension

Kill It Kid

Feet Fall Heavy


Highlights: You're In My Blood // Heart Rested With You // Pray On Me // Let My Feet Fall Heavy
Genre: Blues-Rock // Southern Rock
Sounds Like: The White Stripes // The Black Keys // ZZ Top // Canned Heat // Jimi Hendrix // The Black Crowes

VÖ: 21.10.2011

Vorbei sind die Zeiten von Folk und Bluegrass! Weg mit dem Banjo, weg mit der Violine! Die vielen Türen, welche die britische Band Kill It Kid mit ihrem selbstbetitelten Debüt vor zwei Jahren aufgemacht hat, wurden fast alle mit ordentlich Schwung wieder zugeknallt. Vielleicht hatten Kill It Kid auch einfach genug von der langsam doch ein wenig übersättigten britischen Folkszene. Welches aber ist nun das Genre, das die Briten aus dem bunten Stilmix ihres ersten Albums ausgesucht haben? Welche Musik ist es, in der die Band ihre musikalische Identität gefunden hat? Es ist der Blues-Rock – und zwar in seiner wildesten, staubigsten und dreckigsten Form.

In zehn Tagen haben Kill It Kid ihr Zweitwerk aufgenommen. Sänger Chris Turpin kommentiert dies folgendermaßen: „In an industry where months are spent grooming and pre-producing the perfect electro-surf-nu-rave-outfit to suit the necessary tastemakers, we knew creatively we needed to record fast, keep it raw, inelegant and untainted”. Es ist das selbstbewusste und unbeirrbare Auftreten, das in solchen Aussagen mitklingt und das man auch schon am Debütalbum der Band schätzte, weil eben nicht versucht wurde, auf Züge aufzuspringen, sondern das eigene Ding durchzuziehen. Diese Eigenständigkeit besitzt „Feet Fall Heavy“ trotz seiner stilistischen Eingrenzung auch wieder allein schon deshalb, weil mit Stephanie Ward und Chris Turpin bei Kill It Kid zwei außergewöhnliche Stimmen aufeinandertreffen, bei deren Charakterisierung sich der Autor dieser Zeilen bereits in der Rezension des Debütalbums die Zähne ausgebissen hat.

Als ob die neuen Songs an sich noch nicht genug Dreck aufwirbeln würden, werden sie immer wieder von alten Field Recordings des Musikforschers Alan Lomax unterlegt, was die Southern-Blues-Note des Albums noch mehr hervorhebt. Der furiose Opener „You're In My Blood“ wirkt wie ein Schuss vor den Bug, wenn man noch nicht weiß, was einen auf „Feet Fall Heavy“ so erwarten wird. „Heart Rested With You“ lebt von den hämmernden Klavierakkorden und seinem stetig antreibenden galoppierenden Rhythmus. Während Songs wie „Wild And Wasted Waters“ und „Dark Hearted Songbird“ dem Hörer etwas Zeit zum Luft holen geben und sich die Band wenigstens im Vorbeigehen an ihren Harmonien erfreut, speien einem Songs wie die wildgewordene Bestie „Pray On Me“ ihr Feuer direkt ins Gesicht, bevor das gnadenlose „Let My Feet Fall Heavy“ am Ende alles einreißt.

„Feet Fall Heavy“ ist wild und leidenschaftlich, ehrlich und zugleich nur so vor Selbstbewusstsein strotzend. Eine derart freche Kampfansage wie dieses furiose Album, das nebenbei in ein Genre wie dem Blues-Rock wieder frischen Wind bringt, kann sich nicht jeder erlauben. Wird aber auch Zeit, dass sich jemand daran macht, die Lücke, welche die White Stripes in der Musikwelt hinterlassen haben, endlich wieder ein Stück weit auszufüllen.

Kilian Braungart

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Video zu "Heart Rested With You":
Video zu "Pray On Me":

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