Rezension

Kidda

Going Up


Highlights: Good For You // Doo Whot // VIP
Genre: Big Beat
Sounds Like: Basement Jaxx // Estelle // Kanye West // Snow Patrol // Midfield General // Fatboy Slim // Stereo MCs

VÖ: 18.07.2008

Selbst der zynischste Kritiker soll mit Kiddas „Going Up“ geknackt werden, behauptet sein Label Skint. Anders formuliert, so sehr der zu Lob und Vernichtung bestimmte Hörer sich auch wehren mag, so wenig er das Album auch mögen will, am Ende ist er geflasht und sitzt chillend in der Ecke, einen Mojito, eine Sportzigarette oder ein Cornetto Erdbeere in der Hand.

Es verwundert nicht, warum das Label Kiddas Debüt-Album in der Mitte des theoretischen Sommers auf den Markt wirft. Ein solches – genre- und hörerschichten-übergreifendes – Sommeralbum hat der Kontinent lang nicht mehr gesehen. Sommer, Strand und Sonnenschein transportiert Ste McGregor in Übermaß irgendwo zwischen Langnese- und Bacardi-Feeling. In den Beach-Clubs der Nation dürfte es demnächst kaum einen anderen Soundtrack geben. Musikalisch bewegt er sich zwischen BigBeat, dessen vornehmlichen Quellen HipHop und Funk sowie dem allumfassenden Pop. Letzteres darf dabei durchaus zwischen Mark Medlock und One-T platziert werden. Abschreckend wie das ist, finden sich in Kiddas Sound jedoch dominierend Referenzen wie The Avalanches, Gorillaz oder Basement Jaxx.

Sonnig, leicht kitschig und voller funkiger Seelenfreude eröffnet Kidda „Going Up“ mit „Strong Together“. Tief im Leftfield stehend bekommt die weiße Soulnummer einen eher versteckten Beat und treibt den Hörer an. Seine Produktionsfreude und -künste packt McGregor in „Under The Sun“ aus. Vordergründig einfach nur gut gelaunt, zerhackstückelt er den Track in bester Turntablism- und BigBeat-Manier. „VIP“ geht einen Schritt weiter, schnappt sich – wie schon Justices „D.A.N.C.E.“ – einen Jackson-5-artigen Sound und kreuzt ihn aber mit Raps von Psycho Les. Überhaupt wühlt sich Ste McGregor tief durch die im populären Unbewussten verankerten Soul-Sounds und ihre Remixe. Vollkommen anachronistisch – aka 1997 – kommt das rüber und macht vielleicht gerade deshalb soviel Spaß. „VIP“ und „Feel Too Good“ stehen exemplarisch dafür und letzterer charakterisiert zudem den Grundtenor des Albums.

Das Erstaunliche an „Going Up“ ist nicht zuletzt, wie unmöglich es erscheint, einen Song als Highlight herauszustellen. Abgesehen vielleicht von „Shining 1“ – der Alternativepopballade mit Snow Patrols Gary Lightbody am Gesang – überzeugt mal „Hey Y’all“ mehr und mal „Under The Sun“, begeistert einmal „Doo Whot“ besonders und das nächste mal „Good For You“ oder aber das abschließende, zucker-triefende „Smile“ lässt einen in sich versinken. Ja, das Ganze ist in hohem Maße unzeitgemäß – es erscheint ja auch auf Skint –, aber vor allem präsentiert Kidda mit „Going Up“ ein verflucht geniales, sommerliches, begeisterndes, gut gelauntes, feiertaugliches und sich selbst zu recht feierndes Werk, das eigentlich in der Lage sein sollte, den Regen aus Hamburg – oder jeder anderen gewünschten Ortschaft – zu vertreiben.

Oliver Bothe

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