Rezension

Kelpe

Extraquarium EP [Digital / Vinyl + Bonusdownload]


Highlights: Shipwreck Glue (Kelpe Extraversion) // Whirlwound (Stormy Version) // Bread Machine Bred (Zombie Zombie Remix)
Genre: Electro
Sounds Like: Luke Vibert // Aphex Twin // Cornelius // DJ Shadow // DJ Krush // Autechre // Portishead // Computerjockeys

VÖ: 06.10.2008

In der Flut der musikalischen Veröffentlichungen ist es ganz natürlich, mal mehr, mal weniger über die beteiligten Künstler zu wissen. Eine solche Unkenntnis lässt sich in der Regel relativ einfach beseitigen. Kritisch wird es – wie im Falle der zu besprechenden Remix-Vinyl-Ep plus Bonus-Downloads –, wenn neben dem Künstler (Kelpe aka Kel Mckeown) auch alle Remixer – Zombie Zombie, Fulgeance, The Oscillation, Wes Coats, Architeq und The Boats – unbekannt sind. Einerseits fordert dieser Fakt eigentlich dazu auf, die Finger von einer Besprechung der EP zu lassen, allerdings bietet sich auch die Chance, den Fokus ganz auf die Musik zu legen.

Eine Musik, die es lohnt, gewürdigt zu werden. Die Originale der Remixe auf „Extraquarium“ – erscheinend auf DC Recordings und via Kompakt den Weg unter die Hörer findend – stammen von Kelpes Anfang des Jahres veröffentlichtem Album „Ex-Aquarium“. Auf der eigentlichen Vinyl-EP finden sich gleich zwei Remixe des Stückes „Shipwreck Glue“ und als Download gibt es noch eine weitere Version dieses Stücks. Die drei Versionen (von Kelpe selbst, Wes Coats und Architeq) unterscheiden sich jedoch so massiv, überzeugen zudem allesamt, dass diese scheinbare Fülle eines Stücks kein Schaden für die EP ist. Kelpes eigene Re-Interpretation zeigt sich als vornehmlich dunkles Tanzflächenmonstrum, das erst durch Mckeowns Schlagzeugspiel und die Tischtennisspielereien des Originals eine frische Leichtigkeit erhält. Wes Coats schafft eine funky Sommerversion des Stücks mit zusätzlichen Gitarren, wohingegen Architeq wieder den dunklen, trägen Beat betont.

Eine Film-Noir-Atmosphäre prägt die meisten Tracks. Kelpe selbst ist zudem offenbar ein organischer Drum-Sound wichtig, den er auch in seiner stürmischen Version von „Whirlwound“ einsetzt. Diese Version verdeutlicht auch, wieso die Plattenfirma behauptet, Kelpe begebe sich auf „sonic adventures“. Dies lässt sich ebenso von der Zombie-Zombie-Interpretation des Tracks „Bread Machine Bred“ sagen. Synthie und Percussion führen in eine klangliche Geisterbahn. Eher zurückgelehnt gehen dagegen The Boats an „Colours Don’t Leak“ heran und bereiten es auf für die After Hour, wogegen The Oscillation „Cut It Upwards“ in eine ambiente Reise verwandeln.

Selbst, wenn man Kelpes "Ex-Aquarium" nicht kennt – oder vielleicht gerade dann – bildet die Remix-EP „Extraquarium“ eine interessante, eine zwischen Warp und Kompakt pendelnde musikalische Erfahrung. Möglicherweise vergisst der Hörer sie schnell, aber kurz- und mittelfristig unterhält sie.

Oliver Bothe

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