Rezension

Kate Nash

My Best Friend Is You


Highlights: I Just Love You More // I've Got A Secret
Genre: Pop
Sounds Like: Kate Perry // Lily Allen // Lena Mayer-Landrut

VÖ: 23.04.2010

Popmusik, Spielart heiter bis wolkig. Dazu dieser Dialekt. 2007 sorgte die gerade einmal 19jährige Kate Nash mit ihrem Debüt „Made Of Bricks“ für einigermaßen Furore, auch und gerade wegen der beiden überragenden Singles „Foundations“ und „Pumpkin Soup“. Jetzt ist Kate Nash 22 und es erscheint „My Best Friend Is You“, ihr zweites Album. Da 22 immer noch kein Alter ist, in dem man sich von Jugend und Fröhlichkeit verabschiedet hat, sollte der Stil des Albums doch klar sein: Weiter wie bisher. Oder etwa nicht? Vorab erschien „I Just Love You More“, stilistisch sehr auf Punk getrimmt. Viel Hall, viel Gitarrenfeedback und eine kleine kreischende Frau, die irgendwie nach Nina Hagen klang.

Ob es demzufolge eine Enttäuschung ist oder nicht, dass die ersten Takte des Albums zu „Paris“ dann doch wieder eindeutig das sind, was nach „Made Of Bricks“ zu erwarten war, mag jeder selbst beurteilen. Handclaps, fröhliche Streicher, heitere Mine zum Text, dessen einprägender Refrain „You Never Listen To Me“ alles ist, was hängen bleibt. „Kiss That Grrrl“ setzt eben dies fort, eine seichte Power-Pop-Ballade mit Mitsingrefrain, einer dieser fiesen Ohrwürmer, wie gemacht fürs Radio oder Sommer-Gute-Laune-Mixtapes. Eine stilistische Kopie ihrer Erfolgssingle „Foundations“ ist „Doo-Wah-Doo“. Vielleicht liegt es am Klavierintro, an den gefühlt gleichen Takten und Gesangslinien. Eingängig, aber nicht spannend. Zum Glück folgt „Take Me To A Higher Place“, das irgendwie an Arcade Fire erinnert oder an irische Volksfeste.

Einnehmend ist auch „I’ve Got A Secret“, das im Verlaufe ständiger Wiederholungen der Zeile „I’ve Got A Secret, I Can’t Tell You“ immer schneller und aufbauender wird und außerdem ein wenig den Sound Joy Divisions zitiert. Im „Mansion Song“ fühlt sich Kate berufen, eine zornige Ansprache an den Hörer einzubauen, die bei den meisten Hördurchgängen dem Skippen zum Opfer fällt, was recht schade ist - der durch stark im Vordergrund stehendes Drumming und einige fiese Verzerrungen bestimmte Song taugt durchaus etwas. Umso erstaunlicher, wie stark die restlichen Stücke danach abfallen, sowohl „Early Christmas Present“, also auch „Later On“ und „Pickpocket“ sind überflüssiges Füllmaterial. Auch der Versuch in "You Were So Far Away", so zu klingen wie diese ganzen hauchenden skandinavischen Gitarrenmädchen, gelingt eher weniger. Höchstens das abschließende „I Hate Seagulls“, in der sich Nash zerbrechlicher Liebeslyrik hingibt, klingt wirklich noch einmal schön.

„My Best Friend Is You“ ist ein Album, das jene Fans bedient, die weiterhin das hören möchten, was „Made Of Bricks“ ihnen bot, ist ein Album, das die üblichen radiotauglichen Singles beinhaltet, die zum Verkauf in diversen Käuferschichten nötig sind, ist ein Album, das in Ansätzen auch jene zufrieden stellt, die sich fortwährende Weiterentwicklung von Musikern erhoffen, ist ein Album, das wirklich niemandem wehtut und für nahezu jeden etwas mitbringt. Nicht überragend, mit einigen Schwächen, aber gut genug, um gut zu sein.

Klaus Porst

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