Robert Gwisdek alias Käptn Peng. Prämierter Nachwuchsschauspieler und Sohn von Michael Gwisdek und Corinna Harfouch. Da das ja scheinbar nicht reicht, setzt man sich zusammen mit seinem Bruder hin und beginnt unter dem Pseudonym "Shaban feat. Käptn Peng" Musik zu machen. Auf das erste Album, „Die Zähmung Der Hydra“, folgt nun mit „Expedition ins O“ das zweite Werk. Und auch das Kollektiv hat sich verändert, so werden die zwei Brüder nun von einer Band unterstützt. Selbst beschreiben sie sich wie folgt:

„Ein Kollektiv zur vertieften Erforschung der sieben Wortmeere. Mit Kontrabass, Gitarre, Betonmischtrommel, Haushaltsartikeln und Geschirr durchsegeln sie den Dickdarm des Hiphop bis in die Nebenvenen des schamanistischen Trash-Funk. Sie jagen Geister, reiten Monster und erobern neue Landstriche des Unsichtbaren. HipHop, Tanz, Exorzismus. Herzlich willkommen in den Fängen der Tentakel.“

Wie hat man sich das nun vorzustellen? Naja, einfach unglaublich. Wenn Cro mit einem auf Dauer eher mäßigen Pop-Rap-Album als Zukunft des deutschen Hip-Hops gesehen wird, dann sind Käptn Peng & Die Tentakel Von Delphi der Messias… oder gleich mehrere. Was hat Hip-Hop denn bitte falsch gemacht, dass der Pandajunge ihn retten soll? Nach Torch, den Beginnern oder Eins Zwo wurde die Musikrichtung dank Aggro und Konsorten in der Öffentlichkeit zwar eher negativ betrachtet, doch das Bild hat sich schon länger geändert. Und nun wird auch der Panda eindeutig überholt, von einem Tier mit Tentakeln. Das 15 Songs starke „Expedition Ins O“ verbindet Oldschoolsound mit unkonventionellen Beats, aber auch „richtige“ Instrumente kommen nicht zu kurz. Was in den USA in den letzten zwei Jahren durch Kendrick Lamar und Asap Rocky eingeläutet wurde, findet nun auch den Weg nach Deutschland. Dem hiesigen Hip-Hop der 90er Jahre nahe, klingt es über das gesamte Album weniger wie typischer Rap, sondern eher wie das Erzählen einer Geschichte. Das ist anders, das ist gut. So bietet „Der Anfang Ist Nah“ einen Einstieg, der zwar simpel, aber besonders wegen der Lyrics unglaublich stark ist. Ein weiterer Pluspunkt des Albums ist seine Vielfalt. Mit „Champagner Und Schnittchen“ ist ein wunderbar klassischer Rapsong dabei und mit „Liebes Leben“ ein ruhiges Stück, das die Probleme des Lebens wunderbar zusammenfast.

„Liebes Leben, manchmal bist du…
Ein Haufen Scheiße, in einer Kornflakespackung, singen müssen auf der eigenen Bestattung, den Brockhaus lesen, in einer fremden Sprache, wie Tieftauchen, in einer Blutlache.“

Das Album wirkt rund, hat wunderbar intelligente Texte, spielt mit den verschiedenen Möglichkeiten des Genres und packt das alles trotzdem in ein schlichtes, einfaches Gewand. Die Brüder Gwisdek zeigen deutlich, dass man aus einer Schauspielerfamilie stammend, eine bessere Entwicklung nehmen kann, als die Ochsenknechts. Zum Glück.

Lewis Wellbrock

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