Rezension

Jamie Lidell

Multiply Additions


Highlights: When I Come Back Around (Freeform Remix) // The City (Four Tet Mix) // A Little Bit More (Luke Vibert Mix)
Genre: Electro-Soul-Funk
Sounds Like: Gonzales // Matthew Herbert // Mocky

VÖ: 26.05.2006

Eine CD – ja nicht einmal ein Album – so unnötig wie ein Kropf! Mit dieser Feststellung soll nicht die Qualität der einzelnen Tracks auf der Live- und Remix-Ergänzung zu Jamie Lidells Album „Multiply“ geschmälert werden. Die sind im Schnitt gut, doch erscheinen sie in ihrer Gesamtheit nur als ein Versuch, aus einem erfolgreichen Album das gewisse Quäntchen Extra-Euros raus zu schlagen, das es regulär nicht einspielte.

Dies versuchen Lidell und sein Label mit einer Mischung aus Live-Aufnahmen, Remixen und Neueinspielungen. Bei allen scheint natürlich die Qualität von Lidells Musik im Spannungsfeld aus Electro, Funk, Soul, und Swing-Jazz durch. Interessanter wird das ganze (nicht?) durch die Mitarbeit der üblichen Verdächtigen wie Four Tet und Matthew Herbert, sowie der Berlin-Paris-Kanada-Connection in deren Umfeld Lidell sich inzwischen bewegt. Soll heißen, Feist, Gonzales, Mocky und Taylor Savvy haben einen bedeutenden Anteil an Multiply Additions.

Letztere unterstützen Lidell allesamt zunächst einmal bei den Live-Mitschnitten, die sich vollkommen auf die kuschelige Old-School-Souligkeit (à la Marvin Gaye) von „You Got Me Up“ und „Game For Fools“ verlassen. Insofern bleibt nichts übrig, außer die Feuerzeuge an zu machen und zwischendurch mal über die Stimmakrobatik des Künstlers zu jauchzen. Das gleiche gilt, wenn es auch etwas mitreißender ist, für die „Multiply (In a Minor Key)“ Klavier-Version, bei der Gonzales die Tasten streichelt. Die Remixe von Mocky („What’s the Use“) und Herbert („A Little Bit More – A Little Bit Less Remix“) sind nett, das heißt zu nett, weil zu brav. Dass Herbert es auch anders kann, zeigt der „Multiply (Herbert's Hoedown Bump Instrumental)“-Mix. Wie der Name schon sagt, hat Matthew Herbert den Track auf das Instrumentale reduziert, was amüsiert und zum Rumhüpfen animiert.

Drei kleine „Burner“ finden sich auch noch auf diesem Mittelding aus EP und LP. Die Four Tet („The City“) und Luke Vibert („A Little Bit More“) Mixe sowie die Freeform Reform von „When I Come Back Around“ gäben nette B-, C- und D-Seiten einer Maxi. Four Tet liefern eine auf verschrobene Elektronik konzentrierte und doch die rauchige Schwüle des Tanzflurs versprühende Nummer, während Luke Vibert den Swing-Soul-Jazz des Originals in die Nähe des Drum’n’Bass-Jungles schiebt, was funktioniert und das sogar sehr gut. Noch besser funktioniert die Reform von „When I Come Back Around“ durch Freeform. Die Mischung aus Sound(track)-Effekten, dem souly Funk des Originals und intensiveren, gut abgehangenen Bass-Beats treibt die Atmosphäre eines verrauchten Clubs in das Ohr und lässt einen in der U-Bahn echt lächerlich aussehen. Womit die mögliche Verwendung der (besseren) Tracks von „Multiply Additions“ festgestellt wäre: der Club oder ein Platz auf einer Playlist im MP3-Player für die tägliche Fahrt zur Arbeit.

Insgesamt ist das alles dennoch ziemlich unnötig, besonders aber die Cover-Version von Mara Carlyle, Schmalz as Schmalz can. Als B-Seiten oder (kostenfreie) Downloads könnten die meisten Tracks (nicht nur) den Fan begeistern, auf eine CD gepresst erscheint „Multiply Additions“ als Geldschneiderei, leider.

Oliver Bothe

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!