Rezension

James Blake

Assume Form


Highlights: Barefoot In The Park // Can’t Believe The Way We Flow // I’ll Come Too // Power On
Genre: R'n'B // Postdubstep // Pop // Electronic Songwriter
Sounds Like: The Weeknd // Rosalá // Drake // Bon Iver // Mount Kimbie

VÖ: 18.01.2019

Betrachtet man James Blakes Kollaborationen der letzten Jahre, kann einen die Richtung nicht überraschen, die sein nunmehr viertes Studioalbum “Assume Form” nimmt. Blake wendet sich noch mehr dem R’n’B zu, und es erscheint, als buhle er auf diesem Weg um den ganz großen internationalen Erfolg inklusive Top-Ten-Hits.

Stop, diese Einleitung ist Blödsinn. Trotz Kooperationen mit Beyoncé, Jay Z, Kendrick Lamar und Frank Ocean in der Vergangenheit und Zusammenarbeiten mit André 3000, Travis Scott und Rosalá auf diesem Album ist “Assume Form” am Ende des Tages klanglich typisch James Blake. Sein einmaliges Gespür für Melodien, seine dezenten Arrangements zwischen Pop und Elektro, zwischen Postdubstep und R’n’B, sein unverwechselbarer Gesang machen “Assume Form” zu einem vierten eindeutig ihm selbst zuzuordnenden Album. Synthesizer und zarte Perkussion und emotionaler Gesang lassen einen einmal mehr verzaubert zurück.

Nein, das stimmt nicht. Also, naja, doch eigentlich ist das schon richtig. Aber die Einleitung ist auch nicht falsch.

Wo es auf Blakes Alben zuvor durchaus schon Kollaborationen gab – nicht zuletzt mit Mount Kimbie – und der Vorgänger “The Colour In Anything” von Rick Rubin produziert wurde, erscheint “Assume Form” auf den ersten Blick dominiert von Kollaborationen. Dabei ist es nur ein Drittel der Tracks, bei denen Blake nicht allein oder in Zusammenarbeit mit Mount Kimbies Dominic Maker die Kontrolle hat. Allerdings schaffen es diese vier Stücke tatsächlich, den Gesamteindruck zu dominieren. Seien es der Trap von Metro Boomin, der Gesang von Rosalía oder André 3000s Raps, sie und die dazu gehörigen Produktionen stechen aus dem Albumkontext heraus.

Dabei binden sich auch die Kollaborationen hervorragend in die Gesamtatmosphäre des Albums ein. Diese ist zumeist reduziert, inwärts gekehrt und unterkühlt. Rhythmik, Instrumentierung und Produktionen, alle dienen dieser Stimmung.

Natürlich ist diese Beschreibung der Stimmung eines James-Blake-Albums nicht neu. Unter entsprechenden Umständen ließen sich auch alle Vorgänger so beschreiben – zumindest in Relation zu vergleichbaren Alben anderer Künstler. Blakes Musik zuvor, aber insbesondere auch hier auf “Assume Form” vermag es, körperliches Frieren auszulösen, wobei die Hörer:innen sich dennoch voller Wärme und geborgen fühlen.

Und, ist “Assume Form” nun Blakes Weg zum Pop-Olymp und somit vielleicht in Teilen unvollständig und latent zu seicht? Oder ist es einfach einmal mehr ein gutes Album eines elektronischen Songwriters und insbesondere James Blakes vierter guter Langspieler? Je nach den Umständen, in denen man die Platte konsumiert, ließen sich beide Fragen mit ja beantworten. Die Produktionen hier taugen nicht zum Nebenherhören, ausgenommen der klar chart-orientierten Kollaborationen. Unter diesen wäre “Barefoot In The Park” tatsächlich mal ein hervorragender Radio- und Chart-Hit. Mit Konzentration und in sich gekehrt gehört aber, ist Blake auch auf “Assume Form” in Topform und vermag Hörer:innen vollständig zu fesseln. Wobei schlussendlich dennoch Zweifel bleiben, ob diese Faszination so langanhaltend sein wird wie bei den Vorgängern. Egal wie man die Platte hört, “Barefoot In The Park” mit Rosalía dürfte eines der Stücke des Jahres 2019 sein.

Oliver Bothe

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"Barefoot In The Park" feat. Rosalía

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