Rezension

Grooms

Comb The Feelings Through Your Hair


Highlights: Bed Version // Comb The Feelings Through Your Hair // Cross Off
Genre: Psychedelic Pop // Indie // Experimental Rock
Sounds Like: Tame Impala // Film School // The Notwist

VÖ: 20.02.2015

Soche Geschichten können das Ende einer Band bedeuten. Erst verließ Bassistin und Gründungsmitglied Emily Ambruso die Gruppe aus finanziellen Gründen, dann verschwand mit dem Schließen der kreativen Stätte Death By Audio, einem Aufnahmestudio und zugleich Hersteller von Gitarreneffekten in Brooklyn, ein Stück Heimat. Gitarrist und Sänger Travis Johnson blieb nichts anderes übrig, als den berühmten seidenen Faden, an dem die Grooms’sche Seele förmlich zu baumeln schien, nicht abreißen zu lassen und sich eine neue Rhythmus-Abteilung zusammen zu suchen.

„Comb The Feelings Through Your Hair“ merkt man den Umbruch an. Es ist die Art von Platte, über die es später heißen wird, sie habe die neue Phase einer Band eingeläutet, denn auf ihr bekommt der Indie-Rock der New Yorker eine wärmere, psychedelische Note verliehen. Johnsons Gitarrenarbeit tritt gegenüber der neuformierten und treibende Beats produzierenden Bass-Schlagzeug-Sektion etwas in den Hintergrund. Die Songs wirken dadurch weniger klar strukturiert, aber liefern andererseits auch viel Raum, um sich als Hörer in ihnen zu verlieren. Wenn Johnson und seine Mitstreiter in teils weitflächigen Soundlandschaften oftmals Umwege nehmen, ist nie so ganz klar, wo ein Song letztlich landet, der eigentlich ganz woanders begonnen hatte. „Bed Version“ startet mit Battles-artigen Gitarrenriffs und läuft von dort an in immer gewohnteren Rockstrukturen auf sein die frühen Radiohead bemühendes Outro zu. Ein „Doctor M“ bricht in der Songmitte ab und schwebt schwerelos in entfernte Gefilde davon und die Lagerfeuerstimmung eines „Half Cloud“ wird gegen Ende von eingeworfenen Feedbacks zersägt.

Grooms strecken auf „Comb The Feelings Through Your Hair“ ihre Fühler hörbar in viele Richtungen aus. Ihr Sound erschließt sich über den Verlauf der ganzen Platte und leiht sich seine einzelnen Bestandteile (noch) bei verschiedenen musikalischen Paten. „Cross Off“ spiegelt diesen klanglichen Spannungsbogen in Kurzform wider und in ihm scheinen Grooms tatsächlich einmal bei sich selber anzukommen. Unterhaltsam ist die Platte trotzdem, denn auf ihr findet sich durchaus kurzweilige Musik, die nicht zu leicht zu durchschauen ist. Manchmal sind die äußeren Umstände eben in der Lage, ungeahnte Energien in einem frei zu setzen. Im Falle von Grooms darf man sich wünschen, dass die Band ihren eingeschlagenen Weg mutig weitergeht.

Jonatan Biskamp

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Der Song "Comb The Feelings Through Your Hair" im Stream
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