Rezension

Goose

Bring It On


Highlights: British Mode // Bring It On // Low Mode
Genre: Indietronic
Sounds Like: Soulwax // Chikinki // The Longcut

VÖ: 19.01.2007

Electro is the new Indie! Zum Beweis braucht man dafür nur in die nächstbeste Disse des Vertrauens gehen oder einfach den DJ fragen. Nach der 65. Britrockausgabe fragt schon längst keiner mehr. Selbst der Fachmann kann die mittlerweile nicht mehr auseinander halten. Stattdessen liegt wieder munteres Abspacken zu manischen Disco-Beats und sägenden Synthies im Trend. Erinnern wir uns noch alle schön an die Eurodancephase Mitte der 90er? Dies ist im Grunde das Allerselbe, nur in cool eben. „Dance, Dance!“ statt „Hyper, Hyper!“.

Belgien war ja schon immer ein gutes Pflaster für derlei Musik. Spätestens seit Soulwax braucht man nun wirklich niemandem mehr erklären, wo die Tanzschuhe am besten gebunden werden. Bis diese allerdings das neue Album rausrücken, muss erstmal noch ne ganze Stange Zeit überbrückt werden. Auftritt Goose. Himmel, was für Milchgesichter! Die elektronischen Arctic Monkeys möchte man meinen, wenn man sich einmal die wenigen Bandfotos ansieht. Doch Recht hat, wer gute Musik macht, und Goose sind verdammt fleißige Schüler gewesen.

Im Prinzip könnte man das Album komplett im Club durchlaufen lassen. Das Ergebnis wäre eine tobende Menge und ein mit anerkennenden Blicken gesegneter DJ. Der kleine Haken dabei ist, dass zu Hause fast alles nur noch halb so gut funktioniert. Die Songs brauchen Schweiß, Hormone und Alkohol, um sich vollkommen entfalten zu können. Was nicht heißt, dass man zu „British Mode“ nicht trotzdem die Sau rauslassen kann, wenn der Song sich langsam zum unwiderstehlichen Stampfer entwickelt. Auch die Sirenen in „Bring It On“ blasen ohne große Probleme die Lichter der körpereigenen Nervenkontrolle aus.

Die richtigen Hymnen knallen aber erst so richtig auf dem Parkett. „Low Mode“ ist das neue „Daft Punk Is Playing In My House“ minus Kuhglocken und jeder weiß, was das bedeutet. Da braucht es keine bewusstseinserweiternden Drogen mehr, um richtig steil zu gehen. „The Audience“ gibt als kleiner Bonus noch den perfekten Abschlusssong für jede Party. Eine Verbeugung an die tanzenden Leute. Wie verbeugen uns ebenfalls und suchen händeringend nach Pflastern für die ganzen Blasen.

Benjamin Köhler

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