Rezension

Gold Panda

DJ Kicks


Highlights: An Iceberg Hurled Northward Through Clouds // Maria // Coke // Revenue (Untold Remix) // Back Home
Genre: Electro
Sounds Like: Gold Panda // SBTRKT // Lone // Pearson Sound // Plaid // Sepalcure // Space Dimension Controller // Atoms For Peace

VÖ: 28.10.2011

Ein metallisches Klingeln empfängt den Hörer in der neuesten Ausgabe von !K7s DJ-Kicks-Serie. Die Triangelklänge sind Teil von Gold Pandas „An Iceberg Hurled Northward Through Clouds“, dessen fein ziselierter Electro diese eben von Derwin Panda zusammengestellte DJ Kicks eröffnet. Das Feine, Zarte und Gefühlvolle des Tracks, dessen Beat dennoch immer wieder stolpert, ist durchaus typisch für die Zusammenstellung und für Derwin Pandas Schaffen, wie er es auch bereits auf seinem letztjährigen Album „Lucky Shiner“ präsentierte. Andererseits aber lässt Panda auch nicht intensivere, beat-getriebenere Stücke missen, denen aber immer, und sei es ganz im Hintergrund, eine gewisse melancholische Attitüde innewohnt. Zudem eint die Tracks auf Gold Pandas DJ Kicks die Vielschichtigkeit ihrer Produktion.

Man kann Gold Panda sicher nicht vorwerfen, er nutze ausschließlich die üblichen Verdächtigen für seinen Mix und doch finden sich mit Bok Bok, Ramadanman, Zomby, Sigha, 2562 und Untold genug Namen, die sofort die vordergründige Qualität belegen. Etwas tiefer vergraben verstärken Pawel, Matthewdavid und Drexciya diesen positiven Eindruck der Tracklist. Natürlich gelingt diese DJ Kicks ungemein wohlgefällig und ist vollkommen im Hier und Jetzt verortet. Damit ist sie zudem die perfekte Compilation zum Ausklang des Jahres 2011 und für den Augenblick. Dennoch erklingt die Platte in ihrer konkreten Zusammenstellung wenig zwingend und erzeugt kaum Spannung.

Selbstverständlich sind Bok Boks „Charisma Theme“ und Muslimgauzes „Uzi Mahmood 8“ intensiv treibende Tracks und Drexciyas „Andreaen Sand Dunes“ überzeugt in seiner hell klingenden Vielschichtigkeit als Ruf aus der Vergangenheit. Ohne Zweifel ist Zombys „Godzilla“ eine 8-Bit-Videospiel-Perle und ähnlich schmückend erklingen im späteren Verlauf der Sammlung die minimalen, auf perkussive Beatkonstrukte reduzierten Techno-Tracks wie zum Beispiel Sighas „Shake“. Natürlich kann auch niemand Matthewdavids „Like You Mean It“ vorwerfen, es sei keine faszinierende, wackelige Future-HipHop-Soul-Electro-Nummer. Ebenso wenig lässt sich an der pumpenden Qualität von 2562s „Dinosaur“ herumkritisieren.

Alles in allem jedoch erklingt Gold Pandas DJ Kicks als eher unscheinbare, angenehm vorbeitreibende Compilation, die kaum Eigenständigkeit besitzt und die sich wenig unterscheidet von einem beliebigen Podcast des FACT-mag, der von einem von Pandas Zeitgenossen erstellt wurde. Das heißt jedoch nicht, es gäbe hier keine magischen Momente. Pandas „An Iceberg Hurled Northward Through Clouds“ gehört dazu, und ähnlich sind es vor allem die stilleren oder eher verspielt-zerbrechlichen Momente, in denen die Augen zu leuchten beginnen. Pandas zweiter Beitrag „Back Home“ gehört dazu, aber vor allem sind es die Dinge, die nicht zu Ende ausgespielt werden, welche aufhorchen lassen. Bedingt gilt dies für Brainiacs düsteres „The Turnover“ und die gebrochene Perkussion in „Beacon“ von LV & Untold. Ohne jede Einschränkung aber werden so Opiates „Amstel“ und noch viel mehr Pawels „Coke“ zu Höhepunkten dieser Sammlung. „Coke“ wurde hier letztes Jahr schon in den Perlen des Jahres 2010 gewürdigt als Track voller aufbauender, tanzbarer Melancholie, in dessen fast hektischem Beat immer noch ein heimeliges, lauschiges Gefühl innewohnt. Auf dieser Compilation nun erklingt es im perkussiven Zweiklang mit Untolds Remix für Ramadanmans „Revenue“. Als letzter zauberhafter Höhepunkt muss hier der zarte Wohlklang von Closer Musiks „Maria“ gelten.

Von all der Schönheit dieser DJ Kicks, ihrem Gelingen verbleibt am Ende nicht viel übrig, weil es zu wenig spezifisch ist, zu wenig Eigenheit besitzt. So überzeugt Gold Pandas Beitrag zum !K7-Universum vielleicht am ehesten als Überblick über elektronische Musik am Anfang des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts.

Oliver Bothe

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