Rezension

Fruit Bats

Tripper


Highlights: Tangie And Ray // Wild Honey
Genre: Folk
Sounds Like: Dr. Dog // Blitzen Trapper // Delta Spirit // Vetiver

VÖ: 09.09.2011

Wir haben ja auch einen gewissen Bildungsauftrag und daher sei gleich mal ein Missverständnis ausgeräumt: „tripper = a person who goes on a pleasure trip“. Und genau davon handelt das nunmehr fünfte Album der Fruit Bats um Eric D. Johnson (The Shins/Vetiver). Ein Konzeptalbum für die Ferngetriebenen und Rastlosen. Über das Unterwegssein und die Erfahrungen, die man auf Reisen macht. Klingt nach melancholischem Fernweh-Herzschmerz, oder?

Textlich trifft das auf alle Fälle zu. Johnson weiß Geschichten zu erzählen, die weit aufwühlender sind als ein netter Camping-Ausflug an den See. Jack Kerouac wäre sicher stolz auf die lyrischen Ergüsse des Frontmannes gewesen – auch, wenn er sich in einem Fall bei der Singer/Songwriterin Diane Izzo bedient („Wild Honey“): „Each empire who inherits the sea, rises and retreats into foam / In the ash there stirs a seed, empty between what's unseen and unknown“. Wunderschöne Zeilen und die „Leihe“ sei ihm auch verziehen, denn schließlich handelt es sich dabei um nichts anderes als eine gelungene Hommage. Die befreundete Izzo verstarb im Februar nach langem Krebsleiden.

Auch musikalisch schalten die Fruit Bats nach dem sehr rockigen Vorgänger „The Ruminant Band“ einige Gänge zurück und besinnen sich auf den klassischen Folk-Pop der Anfangstage, nur leicht angereichert mit Keyboards und Synthesizern. Leider ist der Versuch, die poetischen Zeilen mit passender Musik zu untermalen, alles andere als geglückt. Zu verkopft und zu unstrukturiert kommen die Songs daher. Von richtigen Harmonien, die zusammen mit den Texten eine Einheit bilden und dadurch eine Atmosphäre aufbauen, kann keine Rede sein. Ein wesentlich reduzierterer Sound wäre mit Sicherheit die bessere Wahl gewesen.

So bleibt am Ende ein seltsam anzuhörender Hybrid, bei dem die Teile nicht so recht zusammenpassen wollen. Fast wie bei einer Band, die immer noch auf der Suche nach sich selbst ist. Wenn man die vergangenen zehn Jahre und fünf Alben Revue passieren lässt, verstärkt sich dieser Eindruck nur umso mehr. Ironischerweise passt aber genau das wiederum zum zentralen Thema von „Tripper“. So kann man auch ein authentisches Konzeptalbum aufnehmen.

Benjamin Köhler

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