Rezension

Folly & The Hunter

Residents


Highlights: Leaving Town // Cost // Traffic // Folly
Genre: Folk // Folk-Pop // Singer-Songwriter // Post-Folk
Sounds Like: Sigur Rós // Sufjan Stevens // Freelance Whales // Loney Dear // Team Me // Death Cab For Cutie

VÖ: 05.03.2011

Folk ist nicht gleich Folk. So unterschiedlich die Auffassungen sind, was denn Folk eigentlich sei, ist auch die Musik, die mit ihm in Verbindung gebracht wird. Wie wandelbar das Genre ist, zeigt sich auch an den Versuchen, durch Wortkombinationen genauere Eingrenzungen vorzunehmen. Immer häufiger begegnet man in letzter Zeit dem Begriff Post-Folk, der eine Verbindung von Folk mit Post-Rock-Elementen beschreiben soll. Auch das aus Montreal stammende Trio Folly And The Hunter wird mit diesem Subgenre immer wieder in Verbindung gebracht.

Dabei erscheint dies keineswegs ersichtlich, wenn man sich „Residents“, das in Eigenregie produzierte und veröffentlichte Debütalbum der Band, anhört. In erster Linie finden sich hier nämlich wunderbar leichte, eingängige Folksongs mit vielfältiger akustischer Instrumentierung, die sich schon beim ersten Hören im Gehörgang festsetzen. Wenn man jedoch genauer hinhört, fallen einem diese kleinen Instrumentalparts der Songs auf, die durchaus auch für sich alleine stehen könnten. Außerdem entwickelt sich so gut wie jeder Song auf der Basis eines sich konstant weiter aufbauenden musikalischen Fundaments, das Songs wie „Leaving Town“ oder „Traffic“ erst diese Magie verleiht, die einen so süchtig nach ihnen macht. Vielleicht würde all dies auch ohne den Rahmen funktionieren, den der klassische Songaufbau bietet? Ob sich Folly And The Hunter über solche Dinge viele Gedanken gemacht haben? Zumindest klingt „Residents“ keineswegs nach einem erzwungenen Stilmix. Vielmehr fühlt sich hier alles so an, als ob es ganz von selbst so passieren würde. Auf diesem Album passt einfach alles zusammen: der Einsatz der Instrumente und deren Zusammenspiel, der Gesang, das Timing, was den Aufbau der Songs betrifft – einfach alles. Es ist wirklich erstaunlich, wie Nick Vallee, Laurie Torres und Christopher Fox hier miteinander harmonieren, obwohl die Band gerade mal seit einem Jahr besteht.

Die Songs von Folly And The Hunter mögen sehr zugänglich sein, jedoch fallen beispielsweise die Crescendi, auf die viele der Songs hinauslaufen, keineswegs übertrieben aus. Zwar hört sich auf „Residents“ alles danach an, als ob der große Durchbruch der Band eigentlich kurz bevor stehen müsste, denn Songs wie „Folly“ oder „Cost“ wird man immer mit sich umhertragen, wenn man sie einmal gehört hat und scheinen wie für den nächsten O.C.-Soundtrack gemacht zu sein – vielleicht ist diese feinsinnige Musik aber doch etwas zu zerbrechlich für die große Welt da draußen. Wie auch immer sich die Entwicklung von Folly And The Hunter fortsetzen wird, so sympathisch und herzerwärmend ihre Musik ist, kann man der Band nur von Herzen alles Gute wünschen. „Residents“ ist auf jeden Fall eine der erfreulichsten Überraschungen des Jahres, ganz egal, welchem Genre man ihre Musik letztlich zurechnen mag.

Kilian Braungart

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