Rezension

First Aid Kit

The Big Black And The Blue


Highlights: In The Morning // Hard Believer // Heavy Storm // Winter Is All Over You
Genre: Folk // Pop
Sounds Like: Alela Diane // Mariee Sioux // Slow Club // Fleet Foxes

VÖ: 29.01.2010

Es ist sicherlich nichts Neues, dass das Internet Musikern heutzutage Möglichkeiten eröffnet, die vor Jahren noch undenkbar waren. Im Falle der 16 beziehungsweise 19 Jahre alten Schwestern Klara und Johanna Söderberg aus Schweden war es sogar so, dass es die beiden noch nicht einmal darauf angelegt hatten, bekannt zu werden. Das Video, in dem die beiden ihre an einem Sommermorgen in einem Wald aufgenommene Version des „Tiger Mountain Peasant Song“ der Fleet Foxes preisgeben, machte vor eineinhalb Jahren jedoch so schnell die Runde, dass bald überall die Rede davon war. Man konnte die große Musikalität der Schwestern spüren, die dieses einfach gehaltene, aber ergreifende Cover erfüllte.

Nun liegt das Debütalbum von First Aid Kit vor, bestehend aus elf der eigenen Feder entstammenden Folksongs, die den allgemein hohen Erwartungen standhalten müssen. Sicherlich hat man es unter den genannten Voraussetzungen nicht gerade leicht. Zum einen werden sich die beiden wohl für alle Zeit Vergleiche mit den Fleet Foxes anhören müssen, zum anderen werden bei den ersten selbst geschriebenen Songs ihre Qualitäten als Songwriter ganz genau unter die Lupe genommen werden. Und genau dort liegt wohl auch die größte Schwäche von „The Big Black And The Blue“. Das Album fließt angenehm dahin, hat aber zu wenig markante Augenblicke zu bieten, an denen man sich festhalten könnte. Trotz der verspielten Instrumentierung und dem wunderschönen zweistimmigen Gesang passiert einfach zu wenig Spannendes.

„In The Morning“, das wie ein hundert Jahre alter Appalachian-Folk-Song daherkommt, eröffnet das Album allerdings ganz hervorragend und erzeugt mit seinen symbolisch aufgeladenen Versen eine mystische Atmosphäre. Das nachfolgende „Hard Believer“ klingt da im Vergleich schon viel poppiger und der gewitzte „Sailor Song“ mit seinen Country-Anleihen macht auch reichlich Spaß. Es ist keineswegs so, dass auf „The Big Black And The Blue“ Langeweile aufkommt, nur bewegen sich die Songs leider zu oft in ähnlichem Fahrwasser, spielen mit denselben Harmoniewechseln und weisen zu wenige Kanten auf. „Heavy Storm“ bietet dann aber zum Beispiel einen dieser großen Momente des Albums, wenn die beiden Schwestern mit einem so ergreifend gesungenen Refrain in die höchsten Tonlagen ausbrechen, dass es eine wahre Freude ist. Zwischen den weiteren schönen, aber recht harmlosen Songs sticht noch das verhallte „Winter Is All Over You“ heraus, bevor „Will Is The River“ mit seinen beschaulichen Flötentönen das Album ausklingen lässt.

Auch wenn das Debütalbum von First Aid Kit nicht komplett überzeugen kann, so sind die beiden Schwedinnen doch auf der richtigen Spur. Das Gespür für ergreifende Harmonien ist da, nur das Songwriting kann durchaus noch verfeinert werden. Manchmal ist aber auch ein Album, das einen nicht groß fordert, sondern sich einfach ganz entspannt hören lässt, genau das richtige. Auf Knopfdruck lullen einen First Aid Kit mit ihren lieblichen Songs ein und lassen alle romantischen Vorstellungen der märchenhaften schwedischen Wälder in der Phantasie wahr werden.

Kilian Braungart

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