Rezension

Faith No More

Sol Invictus


Highlights: Matador // Rise Of The Fall // Black Friday
Genre: Rock
Sounds Like: Mr. Bungle // Tomahawk // Peeping Tom // Fantomas

VÖ: 15.05.2015

Für Kinder der 1990er Jahre scheinen gerade Weihnachten, Ostern, Geburtstag und Meisterschaft ihres Lieblingsvereines zusammen zu fallen. All die guten Bands jener Jahre gibt es wieder und sie haben neue Alben im Gepäck. Nach Blur sind es dieses Mal Faith No More, die mit „Sol Invictus“ den Sprung ins 21. Jahrhundert wagen und auch dieses Album ist keines derer, die nochmal mit altem Sound Geld einbringen sollen.

Gerade Mike Patton, Sänger der Band, gilt sowieso als unberechenbar. Dutzende Projekte und unterschiedliche Stile fuhr er in den vergangenen Jahrzehnten, wenngleich Faith No More das bekannteste blieb. Und so startet das Album mit dem wohl hässlichsten Plattencover der Welt nicht etwa gewohnt mit einem Crossover-Rocksong samt markantem Bassriff, sondern mit einer gleichnamigen Klavierballade. So viel vorweg übrigens: Eigentlich müsste „Sol Invictus“ mit dem abschließenden „From The Dead“ starten, denn dieser Abgesang auf den Abgesang mit seinem „Welcome Home My Friend“ drückt genau das aus, was auf diesem Album passiert. Ein nicht unbedingt geplantes, dafür aber umso schöneres Wiedertreffen alter Freunde. Diese will die Band natürlich nicht verprellen, daher finden sich all die genannten Elemente im zweiten Song „Superhero“ wieder. Zwar schon nicht mehr ganz am Zeitgeist, aber immer noch gut, druckvoll und vital präsentiert sich das Quintett. Trotz dieser – und auch einiger folgender – Rückbesinnungen ist „Sol Invictus“ dennoch kein Retroalbum, da der Sound der Band viel zu vielfältig ist. Da gibt es das entspannte „Sunny Side Up“ oder das düstere „Separation Anxiety“ (welches an „Angel Dust“ anknüpft). Der staubtrockene, erst beim Country wildernde und dann explodierende „Cone Of Shame“ geht in „Rise Of The Fall“ über, das alles hat: Mundharmonikasoli, Cha-Cha-Mitklatschpassagen, einen Frauenchor und einen sich in Rage singenden Patton, der zwischenzeitlich zu Tom Waits wird.

„Black Friday“ ist ein komplettes „Deal With It“: Sonnenbrille auf, Dschingis-Khan-Refrain verarbeitet und einfach mal einen Hit ausgepackt. Faith No More zeigen, wie einfach das selbst nach 16 Jahren noch ist. Das wirkliche Highlight des Albums fehlt an dieser Stelle sogar noch: „Matador“, ein Sechs-Minuten-Zeitraffer dessen, was man über diese Band wissen und was man von ihr kennen sollte. Nach so langer Zeit ist die Band nicht mehr jedem ein Begriff, daher kann man sich das neue „Matador“ und das alte „Stripsearch“ anhören und entdecken. Wer Faith No More dann nicht mag, ist selbst Schuld.

Klaus Porst

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"Superhero"

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