Rezension

Extrawelt

Schöne Neue Extrawelt


Highlights: One Tree Hill // Wolkenbruch
Genre: Techno
Sounds Like: Underworld // Sven Väth // Matthew Dear // Sascha Funke

VÖ: 24.10.2008

Die Reifenreste – so sie es denn sind – auf dem Cover zu Arne Schaffhausens und Wayan Raabes Extrawelt-Album „Schöne Neue Extrawelt“ wirken fast organisch, eine dunkle Kreatur aus den tiefsten Tiefen des Ozeans, vor dem grellweißen Hintergrund der Mikroskoplampe betrachtet, wirkte vielleicht ähnlich. Tiefe Tiefen und organisch, beides zwei gute Beschreibungen dieses – auf ganzer Länge – gelungenen Technoalbums.

Trotz anderer ursprünglicher Idee der beiden Produzenten beschränkt sich ihr Albumdebüt tatsächlich auf die traditionelle gerade Bassdrum des Genres. Statt mit Breakbeat-Orgien oder hedonistischer Rockelectronica Ekstase auszulösen, rühren die Tracks langsam, aber energisch die Emotionen, bis auf lange Sicht das gleiche Ergebnis – der Selbstverlust des Hörers – erreicht wird. Dies gelingt, obwohl die Atmosphäre des Albums nicht vollkommen einheitlich ist. Zu Beginn zieht „One Tree Hill“ mit ambienten Klangkaskaden und zitternd umwölkten Beatstrukturen in das Album hinein, erzeugt eine düstere Atmosphäre, in der sich zu verlieren leicht fällt. An diesem Punkt setzt „Darkside Of My Room“ nahtlos an. Die erwähnte Tiefe, der organische Herzschlag dieser Musik zeigt sich hier besonders. Am Boden des Meeres tanzen wir zum dumpfen Herzschlag der Welt. „Wippsteert“ bricht mit diesem Ansatz, nicht ganz so atmosphärisch dicht vibriert der Beat sich hektisch voran – ebenso in „Messy Machinery“. „Must Attack“ dreht noch weiter auf und verabschiedet sich vom Minimal.

Die Weiten des klangmalerischen Techno werden jedoch nicht lange verlassen, „Wolkenbruch“ führt uns dahin zurück, wohingegen „Daten Raten“ wieder eine hektische Körperbeeinflussung anstrebt und beides – Klangmalerei und Hektik – in „Lost In Willaura“ verbunden werden. Das alles funktioniert fantastisch – wie auch der, bei genauem Hinhören eher herkömmliche, Rausschmeißer „Homing“ – aufgrund der Vielseitigkeit. Es wirkt jedoch tatsächlich am besten bei nicht zu genauer Auseinandersetzung mit dem Album, das heißt, als Zweitunterhaltung, als Kulisse, als Begleitung. Als solche jedoch stehen nicht nur „Wolkenbruch“, „One Tree Hill“ und „Darkside Of My Room“ unangefochten da. Spektakulär, weil einfach und gut.

Oliver Bothe

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