Rezension

Emptyset

Borders


Highlights: Body // Speak // Ground
Genre: Electronisch // Experimental
Sounds Like: The Sight Below // Lawrence English // Clark // Demdike Stare // Einstürzende Neubauten

VÖ: 27.01.2017

Dröhnende Geräusche, Drones, können aggressiv sein. Im Regelfall jedoch verströmen sie in der Musik eher ein Ambiente. So aggressiv sie sind, sie kleiden aus. Ein Album, das dies im Frühjahr 2017 zeigte, war Lawrence Englishs “Cruel Optimism”.

Bereits zwei Monate vorher veröffentlichten James Ginzburg und Paul Purgas ihr Album “Borders” als Emptyset. Auch hier sind Drones für die Hörer*innen scheinbar omnipräsent. Das Album ist in seiner halben Stunde ausgesprochen monoton, wobei diese Monotonie hier eine vollkommene Hypnose erzeugen kann. Emptyset strukturieren das Dröhnen so rhythmisch, dass es zu Taktgebern wird, Tanzbarkeit erzeugt. “Borders” zieht so vollkommen in seinen rhythmischen Bann.

In der Tat basiert, was als Dröhnen, als Synthesizer-Klänge erscheint, auf selbstgebauten Instrumenten. Live-Einspielungen dieser Instrumente stehen im Zentrum von “Borders”, werden aber zudem mit den üblichen Mitteln analoger Elektronik modifiziert. Die Instrumente sind einerseits eine Trommel, andererseits aber ein sechssaitiges Instrument ähnlich einer Zither.

Die Albumwerbung betont das Fühlbare der Instrumente. Was als handhabbar gemeint sein dürfte, trifft jedoch auch auf die Hörer*innen zu. Die Instrumente und ihre Klänge sind körperlich fühlbar. Insbesondere das zither-artige Instrument bestimmt vermutlich die Atmosphäre der Platte. Das Vibrieren der Saiten ist das oben erwähnte, omnipräsente Dröhnen in den Tracks. Solch metallisches Surren dominiert die Klänge der Platte.

Seit den Anfängen der Industrial-Musik – und vermutlich schon seit der industriellen Revolution – haben Musik- und Kunstschaffende versucht, die Maschinen als Musikinstrumente zu nutzen, die Charakteristiken der Industrie, der Maschinen, der Fließbandfertigung in Musik zu formen, Maschinen zum Tanzen zu bringen, die Maschinen zur Erzeugung von Tanzmusik zu gebrauchen. “Borders” steht eindeutig in dieser Tradition. Trommel und Zither erzeugen einerseits die Atmosphäre einer schwerindustriellen Anlage, erzeugen zudem aber eben eine hypnotische Tanzbarkeit.

In all seiner Gleichtönigkeit und vordergründigen Einfachheit fesselt “Borders” doch. Auch wenn – oder vielleicht weil – die Platte in weiten Teilen reiner Rhythmus ist, umfasst die Musik vollkommen. Wäre da nicht Mount Eeries “A Crow Looked At Me”, Emptysets “Borders” wäre das Album des Jahres – für diesen Rezensenten.

Oliver Bothe

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