Die oft verwendete Floskel, totgesagte leben länger – auch auf Edwyn Collins trifft sie zu. Nicht das übermäßig ausschweifende Leben eines Rockstars brachte ihn 2005 kurz vor das Ableben, sondern zwei Schlaganfälle in kurzer Folge – mit 45. Er verlor dabei so ziemlich sämtliche Eigenschaften, die das Musizieren ermöglichen: Stimme, motorische Fähigkeiten. Lähmung. Nun also die Fortsetzung der Karriere des Mannes, den die meisten wohl nur als Sänger der Hits „A Girl Like You“ kennen, der aber schon seit Ende der 70er Songs schrieb. Nun also der Neuanfang.

„Loosing Sleep“ heißt auch gleich der Opener und zeigt bereits nach Sekunden, dass Collins trotz allem eines nicht verloren hat – das Gespür für Melodien, für Eingängigkeit, für radiotaugliche Strukturen. Etwas antiquiert zwar, man hört die 60er, die 70er, Singer/Songwriter-Rock. Auch die folgenden „What Is My Role“, „Do It Again“ und „Humble“, leicht angestaubter Indie mit Potential für die Radiorotation. Ein wenig überraschend sind die Ausflüge in das Jahrzehnt später, „In Your Eyes“ könnte auch von New Order oder The Cure stammen, bei „I Still Believe In You“ könnte man Peter Murphy als Gastsänger vermuten.

Klar, nicht alles ist perfekt, „Loosing Sleep“ kann die Dynamik der ersten Stücke nicht über die ganze Länge halten. Das dröge „All My Days“ oder „Over The Hill“, „It Dawns On Me“ sind mehr oder weniger Füllmaterial. Dennoch ist Edwyn Collins ein Comeback gelungen, das sich sehen lassen kann. Ein zweites „A Girl Like You“ ist nicht dabei, allerdings auch nicht notwendig.

Klaus Porst

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