Rezension

Die Heiterkeit

Monterey


Highlights: -
Genre: Lo-Fi-Pop
Sounds Like: Tocotronic // Blumfeld // Andrea Schröder // Lassie Singers

VÖ: 28.02.2014

Die Idee an sich ist herrlich. Man nehme als dreiköpfige Frauenband einen fröhlich klingenden Titel, spiele Gitarre, Bass, Schlagzeug und schreibe deutsche Poptexte - fertig sind die neuen Wir sind Helden, Juli, Silbermond. Oder doch nicht? Nein, denn das großartige an Die Heiterkeit ist das Zynisch-Ironische ihres Schaffens. Denn die Band besteht nicht aus fröhlichen Hüpfdohlen, die sich hippiesk über das Leben freuen und ab und an eine Liebesschnulzenballade einstreuen, sondern liefern das genaue Gegenteil. Betont uninteressiert wirken die Damen, die tiefe Stimme Stella Sommers verleiht den Texten etwas Anrüchiges. Die Heiterkeit spielen damit, dass man sich für sie interessiert, nur um einem im nächsten Moment ein musikalisches „Du kannst mich mal“ vorzusetzen. Wie auch im Debüt ist „Monterey“ in Musik verpacktes Desinteresse.

Mit dieser Art der Entziehung aus dem üblichen Popzirkus könnte die Band gar so etwas wie die weibliche Form der Einstürzenden Neubauten sein, landen aber "nur" im Fahrwasser von Tocotronic oder Blumfeld. Denn was trotz textlichem Dandytum und Zyniklyrik auch mitgeliefert wird, ist die völlige Absage an musikalische Untermalung. Denn das Desinteresse der Band scheint auch in diesem Punkt ausgeprägt. Live allerdings funktionieren Die Heiterkeit, der Gitarrensound erinnert dann schonmal an Warpaint. Betont völlig unterproduziert und schief wirken die Kompositionen, man kann es Lo-Fi nennen, oder auch No-Fi.

Einen solchen Sound kennt man normalerweise von den ersten Gehversuchen von Schülerbands, die noch nicht wissen, wie man Instrumente stimmt und sich keine Studiotechnik leisten können. Die Heiterkeit können beides, verzichten aber darauf. Texte und Musik gehen hier Hand in Hand, könnte man sagen. In der Absage an gängige Konventionen mag der Sound konsequent sein, in Länge eines Album nervt das auf Dauer nur. Es ist schade, dass die Neuartigkeit, die Die Heiterkeit in Stil, Herangehensweise und Ironie in die eigentlich-schon-alles-dagewesen-Musikwelt einbringt, in banal-gelangweiltem Herunterspielen untergeht. Wem allerdings die völlige Verweigerungshaltung auch musikalisch nichts ausmacht, wird das Gesamtkonzept der Band anerkennen können, der Rest wird sich schon nach wenigen Takten fragen, ob mit seiner Aufnahme irgendwas nicht stimmt.

Klaus Porst

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