Rezension

Dextro

Consequence Music


Highlights: Destroy the Future of All Mankind // El Viento
Genre: Electro-Ambient-Post-Rock
Sounds Like: Sigur Rós // Múm // M83

VÖ: 23.02.2007

Noch ein forderndes Album, eines, das wachsen muss, dem die Zeit gegeben werden muss, sich zu entfalten, einen ganzen Wachstumszyklus zu durchwandeln: „Consequence Music“ von Dextro. Einmal mehr ein Schotte, zwar nicht Glasgow sondern Falkirk, aber das ist ja nicht die schlechteste Gegend, wie uns Aidan Moffat und Malcolm Middleton bewiesen haben. Dabei sind Arab Strap definitiv kein Bezugspunkt für Dextro, eher schon Mogwai, und noch viel mehr die noch nördlicheren Breiten Europas.

So lässt sich berechtigt die Frage stellen, wir haben Sigur Rós, wir haben Mogwai, brauchen wir da wirklich Dextro? Die subjektive Antwort? Ja. Anders als die genannten Bands, und damit eher an der Produktionsweise von M83, entstand Dextros aka Ewan Mackenzies Album im klassischen elektronischen Setup. Der Computer ist das Hauptinstrument, Samples und Loops erzeugen die Stimmung. Dabei werden sowohl Alltagsgeräusche, als auch Schlagzeug oder Klavier reproduziert.

Mackenzie selbst sagt, „Musik solle dich bewegen und manchmal überwältigen“, dies sei sein Ziel, seine Motivation gewesen. So entstand ein Album, aus dessen wabernden Sounds und hypnotischen Klanglandschaften immer wieder scharf kantige Beats, stark akzentuierte Basslinien oder rhythmisch markante Percussions hervorstechen. Die Tracks besitzen eine enorme Kraft, die fast an die von M83s „Before The Dawn Heals Us“ heran reichen. Insbesondere gilt dies für „Destroy The Future Of All Mankind“. Dabei konzentriert Dextro sich mehr auf breit angelegte Soundflächen, auf denen man sich ausbreiten und träumen kann - wenn es auch Albträume sein mögen - als auf die für M83 typischen Lautwände, die einen einzuengen drohen, die eine bestimmte Stimmung oder Geschichte aufprägen.

Die acht Tracks auf „Consequence Music“ gehören zu der Art von Musik, die einen reisen lässt, ohne dass man sich fortbewegt. Ewan Mackenzie entlockt seinen elektronischen Setups - je nach Stimmung des Zuhörers - sowohl eiskalte als auch wärmende Klänge. Die Ahnungen eines verzerrten Gesangs in „El Viento“ sind bedrohlich und heimelig zugleich. Das Vogelzwitschern zum Ende des Tracks verströmt den Frieden eines Frühlingstages - oder die aufgebrachte Unruhe einer ungewollten Störung eben dieses.

Im Kern ist das nichts Neues sondern kreativer Diebstahl bei anderen, vor allem bei Sigur Rós. Spätestens, wenn man sich einmal richtig fallen lassen hat, sich voll der Musik hingegeben hat, ist das aber egal. Dann findet man die kleinen Finessen, die Dinge, die entweder M83 oder aber Sigur Rós bieten, aber die bisher keiner von ihnen verbunden hat. Dann hat Dextro einen gewonnen.

Oliver Bothe

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