Rezension

Dels

GOB


Highlights: Hydronenburg // Trumpalump // Shapeshift // Capsize
Genre: Hip Hop // Grime
Sounds Like: Dizzee Rascal // Antipop Consortium // Themselves // Saul Williams

VÖ: 06.05.2011

Schlechtes Timing für Dels aka Kieren Dickens. Der ganze OFWGKTA-Hype samt seiner Speerspitze Tyler, The Creator ist dafür verantwortlich, dass der MC aus Ipswitch gerade ein wenig untergeht. Zu allem Überfluss trägt das Debütalbum auch noch einen nahezu identischen Namen („GOB“ – „Goblin“). Nein, den Zeitpunkt für seinen ersten Release hat sich Dels nicht gerade günstig ausgesucht. Dabei hat er so unglaublich lange daran gefeilt.

Bereits als 12jähriger Steppke wurde Kieren Dickens vom legendären DJ und Radio-Sprachrohr John Peel entdeckt und in einer seiner Sendungen gespielt. Ein Ritterschlag und der Startschuss für eine schier endlos andauernde Vorbereitungszeit zum nun endlich erscheinenden ersten Album. Vielleicht war es aber auch genau richtig so, den immer noch blutjungen MC nicht sofort ins Haifischbecken Musikindustrie zu werfen. So konnte er sich nämlich in aller Ruhe einen vollkommen eigenen Style kreieren, der ihn wohltuend von der breiten Masse abhebt.

Irgendwo in der Grauzone zwischen Hip Hop, Grime und Electronica zieht Dels sein eigenes Ding durch. Musikalisch ist „GOB“ dabei so unberechenbar wie nur irgendwie möglich. Minimalistische Game-Boy-Sounds tanzen ungeniert mit nervenzerfetzenden Synthieattacken Ringel-Reihe. Der Beat scheint direkt aus einem Phaser abgeschossen zu werden. Und dann grätschen in dieses pure Chaos allen Ernstes immer wieder recht melodiöse Zwischensequenzen rein. Keine Frage, Kieren Dickens ist ein Freidenker wie seine offensichtlichen Brüder im Geiste (Dizzee Rascal, Antipop Consortium, Themselves). Unterstützung bekommt er von drei nicht unbekannten Knöpfchendrehern: Joe Goddard, hauptamtlich bei Hot Chip beschäftigt, Micachu und Kwes produzieren hier einen Sound, der sowohl klinisch steril klingt, als auch direkt in die Fresse tritt.

Dels Flow fügt sich wunderbar in das hektische Treiben. Je nach Laune lässt er es relaxt angehen oder feuert seine Wortsalven mit dickem Mittelfinger den Beats hinterher. Dass auf der gesamten Platte gute 2.367 mal weniger „F***“ vorkommt als beim Show-Stehlenden ist auch mehr als angenehm. Gerade weil Kieren Dickens ein großartiges Gespür für Wortspiele zeigt und er textlich einiges auf der Pfanne hat. Zwar ist letztendlich nicht jeder Song ein Volltreffer, aber der Junge hat noch geschätzte 30 Jahre Zeit das zu ändern (und sein Timing zu verbessern…).

Benjamin Köhler

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