Rezension

Declan De Barra

Fragments, Footprints And The Forgotten


Highlights: Call To Arms // Midnight Swell // Breadcrumb Trail
Genre: Singer // Songwriter
Sounds Like: Clann Zú // Broken Records

VÖ: 25.03.2011

Da steht er dann, zornig, verzweifelt, fordernd. „This Is A Call To Arms […] For All Those Refuse To Give Of Hope“. Ein großer, bärtiger Mann steht dort allein mit seiner Gitarre und der Stimme und singt Lieder über den Zustand dieser Welt. Mit „Dieser“ Stimme. Die allein einen Saal füllen kann, ohne dass ein Verstärker nötig ist, die einem das Mark erschüttern kann. Und der dennoch vor einer zweistelligen Zuschauerzahl spielt. Die Musikwelt ist manchmal zu paradox, um sie zu begreifen. Warum jemand mit einer der wohl großartigsten Gesangsstimmen weit und breit so unbekannt ist, dass die Alben größtenteils im Selbstvertrieb den Besitzer wechseln. Die Rede ist von Declan De Barra und seines 2011 erschienenem Albums „Fragments, Footprints & The Forgotten“.

Sicher, angenehm ist nicht, worüber De Barra so klagt. Kompromisslos widmet er sich den Problemen der Welt, seien es größere gesamtgesellschaftliche oder kleine individuelle, zwischenmenschliche. De Barras Stimme driftet ab, manchmal in sehr hohe Regionen, wie „Black Crow Call“. Dass nicht alles komplett dem Untergang geweiht ist, beweist „Sunrise“ – man kann den Zustand des Lebens zwar in dunklen Farben malen, aber auch immer irgendwo noch ein wenig Hoffnung haben. „Midnight Swell“ – ein Song, dessen Melodiebögen die eigene Wahrnehmung tanzen lassen. Hin und her schwebt der Gesang, entfernt sich vom Geschehen, lässt die Gitarre walten und kehrt dann kompromisslos zurück. Es folgt „Breadcrumb Trail“, ein gerade mal zweiminütiges Stück, dass ausschließlich aus Stimme und Ruhe besteht. Nach dem auch erst einmal nichts anderes als Stille herrschen kann.

Zaghaft wagt sich „Deep In The Ferns“ mit leisen Gitarrentönen hervor, um dann mit Stille, Ruhe und Hoffnung zu brechen. Leichte Schwächen beweist „You Will Overcome“, dessen Ziehharmonikaeinsatz ein wenig anstrengend ist, oder das völlig aus der Rolle fallende „Fuck The Begrudgers“, dass aber schnell durch nachfolgende Songs „ausgeglichen” wird.

„Fragments, Footprints & The Forgotten” ist Declan De Barras wohl eindringlichstes Album. Nochmals reduzierter im Sound, noch düsterer und persönlicher. Eine Platte, die nicht jedermanns Geschmack sein wird, die streckenweise weh tut, dessen Hoffnungsschimmer tief versteckt liegen – aber dennoch ein Werk, das für bestimmte Momente einfach die perfekte Ausdrucksform ist, die eigene Gefühlswelt es zulässt.

Klaus Porst

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