Rezension

Covey

Some Cats Live, Some Cats Die.


Highlights: Gecko // Cloudy Eyes // Fractured Brain // Skittish Cat
Genre: Indie // Folk
Sounds Like: Current Joys // Neutral Milk Hotel // Frightened Rabbit // Told Slant // Pinegrove

VÖ: 23.05.2019

„Some Cats Live, Some Cats Die.“ Was für ein seltsamer Titel für ein Album, ja was für seltsame Texte einem hier begegnen! Unheimliche Kreaturen, tropfendes Blei, giftige Galle, zerfetzte und zerfressene Gliedmaßen – was uns Thomas Freeman, der Mann hinter dem Projekt Covey, hier auftischt, klingt wie ein morbides Horrormärchen, das einen tief hineinzieht in seine obskuren Gedankenwelten.

Es handelt sich um das zweite Album des britischen Musikers, für den mit einer Trennung in Boston alles zusammenbrach. Dann tat sich für ihn der ersehnte Ausblick im Umzug nach New York auf, um dann allerdings für drei Monate in einem alten leerstehenden Haus des Großonkels eines Bekannten auf Staten Island festzusitzen und sich genau damit auseinandersetzen zu müssen, womit er so gerne abschließen würde. „Some Cats Live, Some Cats Die.“ setzt sich genau mit diesem qualvollen Dazwischen auseinander, nicht nur gebunden an das alte Haus, sondern auch an diesen emotionalen Zustand, mit dem man sich – so schmerzlich es auch ist – irgendwie auseinandersetzen muss.

Das Wunderbare an diesem Album ist, dass Freeman es schafft, dieser Schwere in unglaublich starken, hoffnungsvollen und mitreißenden Songs Ausdruck zu verleihen. Er wagt sich an die dunklen Orte seines Innenlebens, ohne in ihnen steckenzubleiben, ohne sich zu verlieren. Dieses Album mag zum einen das Ergebnis eines schwierigen Aufarbeitungsprozesses sein, ist aber zum anderen auch eine Ansammlung von belebenden kreativen und teils fast hymnischen Songs, die immer wieder die Richtung wechseln, deren Melodien immer wieder neue Wege einschlagen und die sich immer wieder, wie Freeman selbst, neu aufrichten und neue Kraftquellen ausfindig machen, die auch den Hörer mitreißen.

Dabei wirkt „Some Cats Live, Some Cats Die.“ nie theatralisch, selbstverliebt oder übertrieben, sondern bleibt stets aufrichtig. Sowohl die Instrumentierung mit gezielt eingesetzten Effekten und punktuell auftauchenden Instrumenten wie den Bläsern in „Fractured Brain“ trägt dazu ebenso bei wie Freemans fragiler Gesang und die Reduziertheit in der Produktion. Es ist ein sehr nahbares Album, das Freeman hier aufgenommen hat, ein Album, das Persönliches teilt, ein Stück Musik, das sich aber genauso mit eigenen Gedanken und Assoziationen ausfüllen lässt und das man sich als Hörer kaum merklich immer weiter einverleibt. Und sind das nicht die besten Alben, die einen nicht nur in der Betrachterperspektive stehen lassen, sondern auf ganz sonderbare Weise irgendwie zu „eigenen“ Alben werden?

Kilian Braungart

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