Rezension

Cold Specks

Neuroplasticity


Highlights: Bodies At Bay // Old Knives // Exit Plan // Let Loose The Dogs
Genre: Doom-Soul // Indie
Sounds Like: PJ Harvey // DM Stith // Swans // Nick Cave & The Bad Seeds

VÖ: 22.08.2014

Was war da denn los? In den vergangenen Monaten präsentierte sich Al Spx aka Cold Specks in den ohnehin schon raren Interviews mit ihr äußerst kratzbürstig. Mit dem von so ziemlich allen Kritikern gefeierten Debüt „I Predict A Graceful Expulsion“ war sie plötzlich nicht mehr zufrieden. Die zugehörige Tour bezeichnete sie als einzige Tortur. Und ihre Wahlheimat London war ihr dann auch nicht mehr genehm, es ging zurück nach Montreal. Immerhin, die Lust, Musik zu machen, verging ihr nicht und nach einigen Kollaborationen mit u.a. Moby und den Swans war „Neuroplasticity“ relativ schnell im Kasten. Man kann nur sagen: Wenn es für solche Alben schlechter Laune bedarf, kann man fast nur hoffen, dass es ihr noch häufiger die Stimmung verhagelt.

Die neuen Songs tragen immer noch diesen eigenwilligen „Doom-Soul-Sound“ als Handschrift – eine Bezeichnung, die sie selbst erschaffen hat und die sie jetzt nicht mehr los wird. Die Geister, die ich rief... Aber es passt halt wie die Faust aufs Auge. Und trotzdem hat sich so einiges geändert: Cold Specks lotet intensiver andere Genres aus. Ausflüge zum Blues oder Jazz werden konsequenter bestritten. Das liegt wohl auch an den beiden Gästen auf dem Album. Während sich Jazztrompeter Ambrose Akinmusire für die düster scheppernden Trompetentöne verantwortlich zeigt, ist es vor allen Dingen der Einfluss von Swans’ Mastermind Michael Gira, der allgegenwärtig ist.

Da hat die Zusammenarbeit auf „To Be Kind“ nachträglich Spuren hinterlassen. Nicht nur, dass Gira nun seinerseits bei den Songs „Exit Plan“ und „A Season Of Doubt“ Gast-Vocals beisteuert. Nein, auch der Sound der Swans lässt sich immer wieder als großer Einfluss ausmachen, wenn z.B. am Ende von „Old Knives“ die große Lärm-Kakophonie ausbricht oder hypnotische Tribals in „A Quiet Chill“ den Ton angeben. Zusammen mit der nach wie vor fantastischen Crooner-Stimme von Spx eine wirklich mehr als passende Kombination.

Den Fortschritt auf „Neuroplasticity“ aber ausschließlich anderen Musikern zuzuschreiben, wäre unfair. Cold Specks macht selbst einen riesigen Schritt nach vorne in Sachen Songwriting. Waren viele Songs des Debüt-Albums noch etwas roh und nicht ganz zu Ende gedacht, so sind die neuen Stücke deutlich griffiger und reifer – nicht nur was das Gespür für Melodien angeht, sondern auch bei den Arrangements innerhalb der Songs. Die Kanadierin ist da schon recht nach dran an der Perfektion und schafft es dennoch, nichts von der ihr eigentümlichen Atmosphäre zu verlieren. „I remain unshakeable“, singt sie selbst in „A Quiet Chill“. Und wie Recht sie damit hat!

Benjamin Köhler

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