Rezension

Castanets

Texas Rose, The Thaw & The Beasts


Highlights: Rose // No Trouble // Dance, Dance
Genre: Freak-Folk // Blues // Experimental
Sounds Like: Six Organs Of Admittance // Phosphorescent // Akron/Family

VÖ: 25.09.2009

Ray Raposa, der Mann, der unter dem Namen „Castanets“ Musik macht, gilt als einer der Vorreiter der amerikanischen Freak-Folk-Bewegung, und das nicht nur aufgrund seines imposanten Vollbarts. Die schwer zugänglichen Alben des aus San Fancisco stammenden Musikers legen den Schwerpunkt besonders auf das „Freak“ in „Freak-Folk“. Die Tatsache, dass an Castanets’ viertem Album „Texas Rose, The Thaw & The Beasts” unter anderem Mitglieder von Bauhaus, Rocket From The Crypt und Black Heart Procession mitwirkten, lässt erahnen, dass es auch hier alles andere als gewöhnlich zugeht.

Jedoch führt einen Raposa zunächst ganz schön an der Nase herum. So einen schönen Opener wie „Rose“ hätte man von Castanets nun wirklich nicht erwartet. Seine durchdringende Stimme füllt den konventionell angelegten Song aus, rumpelnde Drums geben dem Ganzen etwas Schwerfälliges, doch zugleich umsäuselt einen die Pedal-Steel. Das von flirrenden Synthesizern dominierte „On Beginning“ findet gar nicht erst die Spur und ohne Raposas klare Stimme würde wohl der letzte Rest von Struktur verloren gehen. Nach der rudimentären Blues-Nummer „My Heart“ wirkt dann das einen mit einem nervtötenden Drumbeat überfahrende „Worn From The Fight (With Fireworks)“ wie ein Schuss vor den Bug. Das finstere „No Trouble“ setzt diesen Kurs fort, stürzt sich hinab in die Finsternis und entlädt sich in noisigen Gitarren.

„Thaw And The Beasts“ steht beispielhaft dafür, wie Raposa auf seinem vierten Album verfährt. Nach einem gewöhnlichen bluesigen Beginn bricht der Song unvermittelt ab, verliert sich in einer befremdlichen Geräuschkulisse, von der ein aus der Ferne erklingendes Klavier den Weg zurück zur Melodie führt. Aufgrund der eingängigeren Songs wiegt man sich vorschnell in Sicherheit, und die experimentelleren Elemente sind dadurch umso wirkungsvoller. „Down The Line, Love“ beginnt ebenfalls gemütlich, wird dann aber zum Ende hin demontiert so weit es geht, bevor eine tieftraurige Trompete aus der Ferne das nachfolgende „Lucky Old Moon“ ankündigt. Mit klassischem Folk hat dieser von Synthesizern geführte Song nichts mehr zu tun. Es ist vielmehr ein waberndes Soundgebilde, das selbst nach einem so ungewöhnlichem Interlude wie „We Kept Our Kitchen Clean And Our Dreaming Quiet“ noch zu überraschen weiß. Als ob nichts passiert wäre, beendet „Dance, Dance“ das Album mit einem Augenzwinkern. Raymond Raposas leidenschaftlicher Gesang steht hier dem wunderbaren Opener Rose in nichts nach und sucht den versöhnlichen Abschluss.

„Texas Rose, The Thaw & The Beasts“ mag eingängiger als frühere Alben Raposas sein, macht es einem aber dennoch nicht gerade leicht. Zwar ist das Album keine wirklich runde Sache geworden, aber atmosphärisch sind die Songs alle, auch wenn sie ihre Wirkung auf unterschiedlichste Weise erzielen. Ray Raposa mag noch so schöne Songs schreiben, mysteriös wird seine Musik immer bleiben.

Kilian Braungart

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