Rezension

Caribou

Swim


Highlights: Odessa // Bowls // Leave House
Genre: Ambientpop
Sounds Like: Four Tet // Burial // Kangding Ray // Swod

VÖ: 16.04.2010

Immer wieder für positive und negative Überraschungen sorgt es, wenn das, was man von einem neuen Album erwartet, in eine völlig andere Richtung geht, als das, was man schlussendlich bekommt. Die häufigste Frage: „Das kann doch nicht wirklich der Künstler / die Band sein? Die haben doch sicher die CDs im Presswerk vertauscht oder MP3s falsch benannt?“. Herzlich willkommen zum neuen Album von Daniel Viktor Snaith alias Manitoba alias Caribou. Hört man sich dessen letztes Album „Andorra“ an, wähnt man sich irgendwo zwischen Sixties und seichtem Dream Pop. Nun, drei Jahre später erscheint „Swim“ und die Musik des Herrn Snaith ist um fünfzig Jahre gealtert. Angekommen im Jahre 2010 widmet er sich anspruchsvollen elektronischen Tönen. 

Vorabsingle und groovender Hit des Albums ist „Odessa“. Ein kaum erkennbares düster-nebliges Video suggeriert Schwere, das Stück an sich lebt vor allem von diesem unbeschreiblichen, scheppernden Hintergrundeffekt im Refrain. Spannend ausgelotet auch der Gesang, Snaith hat eine eher leise, helle Stimme, muss sich anstrengen nicht in den Bassläufen und Geräuschen verloren zu gehen. „Sun“ spielt mit Snareloops, Gesangsecho, 2-Step-Referenzen. Ein bisschen verstrahlt, auch nicht besonders spannend. Dass Caribou es besser kann, beweist der Rest des Albums mit komplexen Strukturen, die bei jedem Hören anders klingen, wie zum Beispiel „Found Out“ oder das lockere „Leave House“, eine astreine Popballade mit Flöteneinspielern. Merkwürdig ist „Bowls“ – metallisch geschlagene Töne, die eine Mischung aus Glocken und Fahrradklingel suggerieren, dazu ein klackender Beat – nicht gerade etwas für jedermanns Ohren. Setzt man das Eingangsstück „Odessa“ dem gegen Ende platzierten „Hannibal“ gegenüber, zeigt sich auf, dass auch zwischen den Stücken Welten liegen können. Das Dubstep-lastige „Hannibal“ könnte ebenso wie „Lalibela“ auch von Burial stammen.

Sich mit „Swim“ zu befassen, braucht Zeit. Die Eingängigkeit der Platte endet nach dem ersten Titel, das Potential der restlichen Stücke zu erschließen erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Als Nebenbeiplatte ist „Swim“ ziemlich ungeeignet, sie würde nur am Rande vor sich hin plätschern. Dazu ist die Platte auch nahezu komplett clubuntauglich – zum Tanzen zu ruhig, zum Entspannen zu unentspannt. „Swim“ ist ein Album für Kopfhörer, wenn man mal wieder lange bahnfahren will und die Welt um einen herum abschalten möchte. Überraschung gelungen.

Klaus Porst

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