Rezension

Bohren & Der Club Of Gore

Dolores


Highlights: Welten // Orgelblut
Genre: Doomjazz
Sounds Like: Sunno))) // Jochen Arbeit // Earth

VÖ: 10.10.2008

Giftgrün schimmernd, weißliche Schrift, ein offener Hals, aus dem scheinbar fluoreszierende Nachtfalter strömen, einen Totenkopf im Nacken – Bohren & der Club of Gore lassen bereits auf dem Cover zu "Dolores" keine schwarzmalerischen Elemente aus, um den Konsumenten ihres Schaffens in düstere Stimmung zu versetzen. Dergleichen ist schon seit Jahren Merkmal dieser ungewöhnlichen Band, man betrachte nur einmal die Aufmachung ihres Albums „Black Earth“ – schwarze Schrift plus schwarzer Totenkopf auf schwarzem Grund. Bohren werden oftmals als Meister der Langsamkeit angesehen, wo andere nach immer brachialeren und schnelleren Tönen streben, reduzierten Bohren sich nahezu komplett. Ein Bassakkord…. Stille…Ein Saxophon…Stille….wieder ein dumpfer Basston… Stille. Live reduzierte man auch noch so gut es ging das Licht, oftmals blieb nur der Schein einer Minitaschenlampe auf den Basssaiten übrig.

Im Grunde genommen hat sich auch auf „Dolores“ nichts daran geändert. Weiterhin regiert die Behäbigkeit, von einem leichten Unterdröhnen begleitet. Wer Bohren einmal live erleben durfte, wird sich zweifelsohne an den düsteren, trockenen Humor der vier Musiker erinnern, an die Anekdote der schwarzen Raben des Unglücks, die über allen Köpfen kreisen, denen man allerdings die Chance nehmen sollte, sich Nester in den Haaren zu errichten. Eben von jenem Humor zeugen die zehn Titelnamen, die wie beispielsweise „Orgelblut“, „Von Schnäbeln“, „Unkerich“ oder „Faul“ ein leichtes Lächeln hervorrufen. Es ist dann doch nicht alles so schwarz, wie es scheint.

Hinzugekommen ist auf „Dolores“ das Vibraphon, welches sich nahtlos in den Bohrensound einfügt und ihn sogar etwas auflockert. Auch Synthesizer waren bislang nicht gerade das Standardinstrument der vier dunklen Gesellen. Ansonsten ist alles beim Alten. Es ist ohne weiteres möglich, die Takte der Instrumente in Echtzeit mitzuzählen, jeden Ausklang eines Dröhnens mitzunehmen, oder ohne aufgeweckt zu werden dazu einzuschlafen. Kritiker mögen Bohren vorwerfen, nur ein immer gleiches Muster zu wiederholen, eigentlich nur eine Idee bis zum Letzten auszureizen. Es mag etwas dran sein - „Dolores“ gleicht ihren Vorgängern sehr, allerdings ist es ein Stagnieren innerhalb einer Klangwelt, die außer Bohren kaum jemand betritt.

Klaus Porst

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