Rezension

Black Mountain

In The Future


Highlights: Tyrants // Wucan // Bright Lights
Genre: Psychedelic-Rock
Sounds Like: Colour Haze // Acid King // Orange Sunshine // Patti Smith

VÖ: 25.01.2008

Früher war alles besser, sagen viele, zumindest in der Musik. Wer hat nicht jemanden im Umfeld, der von den wilden Zeiten der Ende 60er, Anfang 70er zu erzählen weiß. Heute gelten diese Menschen entweder als realitätsferne Althippies oder Menschen, die seitdem in ihrem Leben nichts mehr erlebt haben. Black Mountain machen Musik, die klingt, als wäre sie aus dieser Zeit, aber sind sie deswegen stehen geblieben oder nicht zeitgemäß? Mitnichten. Denn was die fünf Musiker aus Kanada mit ihrem Zweitwerk „In the Future“ abliefern, ist mehr als nur das Nachahmen berühmter Vorbilder. Denn obwohl „In the Future“ deutlich die eigenen Referenzen erkennen lässt, so schaffen es Black Mountain mit diesem verfrickelten, flächigen psychedelischen Werk, auch im heutigen Musikgeschäft Fuß zu fassen.

Den Opener der Platte stellt „Stormy High“ dar und sofort geht es zur Sache. Orgel, verzerrter Gesang, breite Gitarren, uhhhooohhhh-Chöre, zum Abgehen und Tanzen. Spätestens beim zweiten Song fragt man sich dann ernsthaft, wie viel während der Aufnahmen eigentlich geraucht wurde. „Angels“ klingt so abgehoben, derangiert, auf Valium gesungen, dass man denkt, jeden Moment falle Sänger Stephen McBean vor dem Mikro um. Im Refrain dann versöhnliche Klänge, Synthesizerflächen die nach Frieden klingen und einlullend wirken. Gut, dass „Tyrants“ anschließt, eines der Highlights des Albums. Es wird wieder gerockt. Zum Einstieg fast marschartige Gitarrenlinien, die mit einem Mal abbrechen, woraufhin McBean ziemlich gequält besagte Tyrannen mit dem Schwert sterben lässt, getragen von Synthesizerklängen und dem Gesang der weiblichen Vocals von Amber Webber, die fast beschwörend singt „Bastard, you won’t be forgiven/ and no, we won’t lay down/tyrant, you’re the plague of existence/tyrant, you’re the king of the damned“. 5 Minuten des Songs sind bis dato vorbei und was laut begann, eher verzweifelt fortgetragen wurde, wird nun wieder niedergerockt, bis kurz vor Schluss noch mal sehr ruhige Klänge diesen 8-Minuten-Song abschließen.

Was folgt, ist Wucan. Wonach dieser Song klingt, ist schwer zu sagen. Man möchte meinen, mit der Melodie des Songs könnte man Schlangen beschwören. Der Gesang jedenfalls ist nüchtern (auf welche Art auch immer) nur schwer genießbar. Hier finden sich dann auch die für Psychedelic-Bands nahezu immer vorkommenden Sonne-Blumen-Liebe-Lyrics. Kostprobe gefällig? „High up on the Sun/Flower, Flower train/That won’t bring you home“. Diese Musik macht irgendwie glücklich.

In diesem Ton geht es weiter, psychedelische, hippieske Songs, die irgendwie verdammt nach damals klingen, aber auch das Heute nicht verachten und somit so manche Anleihe bei heutigen Indiebands haben. „Evil Ways“ klingt ungefähr so, wie man es sich beim Songtitel vorstellt. Verspulte Gitarren, merkwürdige Synthesizer und alles tanzbar. Nach einem kurzen Zwischenstück („Wild Wind“) folgt dann der wohl umfassendste Song der Platte: „Bright Lights“, knapp 17 Minuten lang. Beginnend mit abwechselndem, nahezu beschwörerischen, immer wiederkehrenden „bright light, light bright, bright light. Light bright (usw)“-Gesängen zwischen Sänger und weiblichem Gegenpart, folgt irgendwann der einmal mehr sehr zugedröhnt klingende Refrain, dessen Text nach zungenbrechenden Wortspielen klingt („Hurried, Hunters, Helpless, Hitting, Horror, Hit, Hard..“) und mit einem schnelleren Zwischenpart abschließt, bis ab Minute 7 die instrumentalen Synthesizerflächen den Song davonschweben lassen. Das geht gefühlte 30, gespielte 6 Minuten so, bis eine nette Gitarren-/Schlagzeugwand einen wieder herabholt und diesen Song sehr laut enden lässt. Eigentlich könnte das Album dann vorbei sein, der größte Trip ist vorüber, die von Amber Webbers gesungene Ballade, die sie einmal mehr nach Patti Smith klingen lässt, hätte man besser weiter vorn platzieren können.

Was bleibt als Fazit? Ein solides Album, das nicht gerade einfach zugänglich ist, dennoch viel Spaß macht und durchaus auch mit älteren Vertretern des Genres mithalten kann, ohne zu sehr kopiert zu wirken.

Klaus Porst

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