Rezension

Biosphere

N-Plants


Highlights: Genkai-I // Monju-I // Oi-I // Fujiko
Genre: Ambient-Electro // Bleep-Techno
Sounds Like: Vladislav Delay // Pantha Du Prince // Aphex Twin // Brian Eno // The Sight Below // Harmonia

VÖ: 01.07.2011

Geir Jenssens Musik, die er unter dem Künstlernamen Biosphere veröffentlicht, besitzt grundsätzlich eine ganz besondere Magie. Seine Tracks reflektieren wie auch seine Albumtitel eine Faszination an der Verschränkung der menschlichen Existenz und ihrer technischen Hilfsmittel mit der de facto Unergründlichkeit der diese umgebenden Natur, des Universums, des, nennen wir es, „Unmenschlichen“. Im Rahmen dieser Konzepte schafft er intensive Musik, die mittels der durch die Titel evozierten Assoziationen fast wie das Erzählen abstrakter Geschichten wirken mag. „N-Plants“, sein neues Album, entstand als Soundtrack für die Architektur japanischer Nuklearkraftwerke und ihre Einbindung in die Landschaft. Es wurde – glaubt man Jenssen – einen Monat vor dem Tohoku-Oki-Erdbeben im März 2011 fertiggestellt.

Die erste Album-Hälfte gibt sich ambient wohlklingend und interessant. Nachdem „Sendai-I“ das Album sphärisch fließend eröffnet, ergänzt „Shika-I“ dieses Geisthafte mit industriellen Beats, und „Joyo“ gleitet flickernd und rauschend am Hörer vorbei. Darunter jedoch offenbart sich bereits ein subtiler Maschinenbeat. Die einfachen Harmonien von „Joyo“ sind eines der Albumbestandteile, die im weiteren Verlauf immer mehr die Oberhand übernehmen werden. In „Ikata-I“ tritt jedoch zunächst der Beat klarer hervor, pulsiert sachte und führt zu einer unmerklichen Beschleunigung. Gegen Albumende wird „Monju-2“ die Charakteristiken von „Joyo“ wieder aufgreifen.

Mit „Monju-I“ wiederum beginnt die restlos begeisternde zweite Albumhälfte mit einem leuchtenden Feuerwerks-Beat, der von Warntönen unterlegt wird. Ähnlich aber etwas düsterer beglückt „Genkai-I“ und erhebt einen mit seinen aufstrebenden Melodielinien. Dies unterbricht „Oi-I“ für einen Moment durch pumpende, schwere Bässe, bevor – unterlegt von Störgeräuschen – erneut das Aufstrebende der Melodien und fast hüpfende Beats zu einer impliziten Tanzbarkeit führen. „Fujiko“ beendet das Album voller poppiger, intensiver Dunkelheit.

Inwiefern es Jenssen gelingt, japanische Atomkraftwerke in ihrer Konstruktion und ihrer Wechselwirkung mit ihrer Umgebung musikalisch einzufangen, sei dahingestellt. Ohne Zweifel schafft er eine beeindruckende Platte ambienter Electronica, atmosphärischen Technos. Mit einfachsten Mitteln und kaum als progressiv zu bezeichnen, entsteht eine wohlklingende unterkühlte Ästhetik, die insbesondere in der zweiten Albumhälfte vollkommen gefangen nimmt.

Oliver Bothe

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Biosphere-Homepage mit Downloads
www.biosphere.no/mp3.html

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