Rezension

Big Ups

Before A Million Universes


Highlights: Capitalized // Hope For Someone // National Parks
Genre: 80s-Hardcore // Post-Punk // Post-Hardcore
Sounds Like: Fugazi // Slint // Quicksand

VÖ: 04.03.2016

„Before A Million Universes“, das zweite Album der New Yorker Big Ups, bedient so selbstverständlich solide die Grundregeln des Post-Hardcore, dass man es fast überhören könnte. Aber nur, weil die vier Musiker ihren Job sehr gut machen, und in ihrem Perfektionismus keinen Anlass zu Zweifeln liefern.

Zunächst schleudern die Herren einem jedoch „Contain Myself“ an den Hals. Ein wütendes dreiminütiges Monster, das an die frühen Neunziger und Holzfäller-Hemden erinnert. Die Direktheit dieses Auftakts irritiert dann doch. Dabei sind Big Ups eine durch und durch laute Band, die selbst dann noch laut klingt, wenn sie leise Töne anschlägt. Intensität zeichnet ihren Sound aus, wie bereits ihr Debüt „Eighteen Hours Of Static“ 2014 bewies. Der Schlüssel zu dieser Eigenschaft mag in dem ausgeprägten Team-Spirit liegen, der über dem gesamten Werk zu schweben scheint. Nie bricht ein Individuum aus dem Bandkollektiv aus, selbst Frontmann Joe Galarraga möchte seine Lyrics nirgendwo abgedruckt sehen und interpretiert seinen Gesang lediglich als weiteres Instrument. Die Band funktioniert als Ganzes.

Im Vergleich zum Vorgänger lassen sich bei einigen Songs durchaus Weiterentwicklungen und Vertiefungen des Klangspektrums ausmachen. „Capitalized“ ist ein bis auf die Rippen kondensierter Track, der sich produktionstechnisch etwas von dem DIY-Sound des Debüts abhebt. „Meet Where We Are“ oder „Negative (Intro)“ geben der Ruhe mehr Raum, wobei sich Big Ups in dieser Hinsicht selber optimieren und dabei ihren vermeintlichen Vorbildern Slint immer mehr auf die Pelle rücken. Letztlich handelt es sich aber nur um temporäres Luftholen, das jederzeit in den nächsten Ausbruch umschlagen kann, wie bei dem oszillierenden Auf und Ab in „National Parks“.

Betrachtet man den universitär-musikalischen Hintergrund der Mitglieder der Big Ups, so scheint ihr rotziger Sound keinesfalls zufällig, sondern aus ästhetischen Gründen bewusst gewählt. Das mag das romantische Bild der in der Garage probenden und aus Mangel ihrer Mittel dreckig klingenden Band zerstören. Big Ups treten aber so stilvoll und von aktuellen Trends unbeeinflusst auf, dass „Before A Million Universes“ als perfekt zusammengezimmertes Genre-Album durchgeht und bisher vielleicht die laute Platte des noch jungen Jahres ist.

Jonatan Biskamp

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"Capitalized" im Stream
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