Rezension

Bear In Heaven

I Love You, It's Cool


Highlights: The Reflection Of You // Sinful Nature // Cool Light // Kiss Me Crazy
Genre: Synth-Pop // Indie
Sounds Like: Hot Chip // M83 // Twin Shadow // Pet Shop Boys

VÖ: 30.03.2012

Mal Hand aufs Herz, liebe Frühgeborenen: die Pet Shop Boys fand man heimlich doch schon irgendwie geil, oder? Klar, da war diese kaum zu ertragende Cheesiness, das grelle Auftreten tat den Augen weh und diese ganze Gay-Community-Geschichte war uns als Vorpubertierende auch nicht so wirklich geheuer. Aber wenn keiner hingeschaut hat, wurde natürlich trotzdem zu „It’s A Sin“ oder „Always On My Mind“ vor dem Badezimmer-Spiegel mitgesungen. Wenn die Briten doch nur ein wenig cooler gewesen wären...

Über 20 Jahre später taucht genau diese gewünschte Band auf und heißt Bear In Heaven. Das Trio aus Brooklyn spült den Synth-Pop der 80er mit Eiswasser durch die Gehörgänge und so ziemlich alles, was mit Jon Philpot, Joe Stickney und Adam Wills zu tun hat, kann man mit einem Wort als „cool“ zusammenfassen. Das fängt bei der ästhetischen Totalverweigerung des Albumcovers zu „I Love You, It’s Cool“ an, geht mit dem Titel der Platte weiter und findet sich sogar in der Tracklist wieder („Cool Light“). Ja, man ist sogar zu cool für die Tanzfläche, denn Bear In Heaven entwerfen gerne rhythmische Stolperfallen und ignorieren weitestgehend gängige Songstrukturen.

Dafür werden die verknoteten Beine dann aber brav wieder mit dem nächsten Synthie-Besenwagen eingesammelt und der ganze Spaß geht von vorne los. Denn der Groove, der wohnt allen Songs inne und auch wenn dem Album zum Ende hin etwas die Luft ausgeht (ein Problem, welches bereits der Vorgänger hatte), so kann man sich dieser unverschämt unterkühlten Atmosphäre auf „I Love You, It’s Cool“ nur schwerlich entziehen. Wenn es einen Soundtrack zum locker an der Hipster-Bar abhängen und Cocktails schlürfen gibt, dann diesen hier.

Und während man sich noch das Jackett mit einem lässigen Blick zurechtrückt, fragt man sich, wie es dieser Jon Philpot eigentlich hinbekommt, so weltentrückt zu singen und wie viele Frauen (und/oder Männer?) er damit eigentlich um den Finger wickelt. Das Geheimnis wird er sicher, ganz cool und gelassen, für sich behalten. Und warum sollte man auch neidisch sein? Bear In Heaven machen den Synth-Pop salonfähiger als je zuvor. Die Badezimmer-Spiegel sind wieder ausschließlich zu Schönheitszwecken da. I love it, it’s cool.

Benjamin Köhler

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