Rezension

Beak>

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Highlights: Wulfstan II // Yatton
Genre: Noiserock
Sounds Like: Joy Division // Einstürzende Neubauten // Portishead

VÖ: 06.07.2012

Allseits bekannt und berüchtigt ist die Zeit, die Portishead in jedes Album stecken. Dank eines leichten Hanges zum Perfektionismus kann schon mal ein Jahrzehnt vorüber ziehen, bis neue Töne das Studio verlassen. Wesentlich schneller geht Portishead-Mitglied Geoff Barrow bei seinem Nebenprojekt Beak> vor. Das „>>“ betitelte zweite Werk des Projektes erscheint nun „schon“ drei Jahre nach dem Debüt. Und natürlich, auch wenn das eine mit dem anderen nicht viel gemein hat, irgendwo versteckt sich immer die Frage, ob man beides miteinander vergleichen kann.

Erste Eindrücke vermittelt der Track „The Gaol“ und schon nach wenigen Sekunden weiß man, warum hier ein Gefängnis namensgebend ist. Jeder Ton ist eine Qual. Fiepende Misstöne, schräge Blasintrumente. Wer harmonische Klänge erwartet hat, fällt hierbei ins ganz kalte Wasser. „Yatton“ strapaziert die Hörnerven schon deutlich weniger und vom Sound her wirkt das Stück angenehm bekannt. Es klingt so sehr nach Joy Division, wie selbst einige Stücke der Band kaum geklungen haben. „Spinning Top“ und „Egg Dog“ setzen diesen Stil fort. Mit fortschreitender Dauer versetzt „>>“ den Hörer immer weiter zurück in die Zeit, als die Verwaschenheit der Kunst noch kein Instagrameffekt war. Zudem gelingt es Beak>, diesen Sound glaubwürdig wieder auferstehen zu lassen.

Die zehn Songs sind so kompromissloses Lo-Fi-Geschepper, dass dieses Album möglicherweise zu sehr nach 1980 statt nach 2012 klingt. Wem, fragt man sich, kann man nach der Entwicklung der Musik der letzten Jahrzehnte noch einmal Stücke wie „Ladies Smile“ vorsetzen, das aus düsteren Dubeffekten besteht, so wie lange zuvor schon die Einstürzenden Neubauten ihr Publikum schockten. „Wulfstan II“ klingt wie ein hypnotisches Noisestück der Melvins und fügt sich ebenso in den Katalog der versammelten Avantgardereferenzen und zum Abschluss bringt es „Kidney“ zu erheblicher Noiserocklautstärke. Beak> scheinen ausloten zu wollen, wie es wohl wäre, wenn man einige der größten Randgruppensounds der letzten 30 Jahre auf einem Album versammelt und dann ungeschönt dem breiten Publikum präsentiert. Mit erstaunlicher Konsequenz gelingt ihnen dieses Experiment, weil sich die Hörer an diesem schweren Brocken lange abarbeiten müssen

Klaus Porst

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