Rezension

Baauer

Aa


Highlights: Day Ones // Temple // Aa
Genre: Electro // Dance // Pop
Sounds Like: Mad Decent // Missy Elliott // Daniel Haaksman

VÖ: 18.03.2016

Mit etwas Abstand ist Baauers erstes Album „Aa“ gar nicht so schlecht, wie es zunächst erscheint. Gut ist es dennoch nicht. Unzeitgemäß ist es zudem. Dies ist nicht zuletzt der Fall, weil seit Baauers Hit „Harlem Shake“ inzwisschen knapp vier Jahre vergangen sind.

Harry Bauer Rodrigues aka Baauer nennt „Harlem Shake“ inzwischen „abgedroschen und zum Kotzen nervig“. Mit unter anderem M.I.A, Pusha T und Rustie an seiner Seite ließ sich hoffen, „Aa“ könne einem ähnlichen Schicksal entgehen. Die Hoffnung war leider nicht angebracht, denn auch sein Debüt-Album könnte man durchaus als abgedroschen bezeichnen.

Wahrscheinlich sollte es Baauer hoch angerechnet werden, dass er sich Zeit gelassen hat, statt 13 Harlem-Shake-Klone rauszurotzen, dass er seinen Bass-HipHop-Trap-Electro-Wurzeln treu geblieben ist, statt den einfachen Weg eines EDM-Albums zu gehen. Aber selbst unter Berücksichtigung dieser Tatsachen ist es schwer darüber hinwegzusehen, wie Baauer hier augenscheinlich – und unter Umständen sogar unbewusst – haarscharf an klaren Kopien vorbeischrammt. Es ist nicht unbedingt immer klar, was er hier fast kopiert, aber vieles klingt schon allzu vertraut. Trap mag auch im Jahr 2016 noch angesagt sein, Baauers Versuche, Baile Funk, Worldbeat, HipHop und Electro zu vermischen, klingen dennoch angestaubt oder zumindest unoriginär. Zudem kommen sie mindestens acht Jahre zu spät, wenn man Diplo, Bonde do Rolê oder M.I.A als Maßstab nimmt. Nimmt man Missy Elliott als Maßstab, die offensichtlich auch einen riesigen Einfluss für Baauer darstellt, so kommt „Aa“ mindestens 15 Jahre zu spät. Die Pusha T und Future Kooperation „Kung Fu“ wiederum ist ununterscheidbar vom Durchschnitt des heutigen Radio-Dance-HipHops.

Allerdings hat natürlich mangelnde Originalität noch nie irgendjemandes Erfolg beeinflusst oder den Spaß an einem Lied getrübt. Blendet man aus, wie vertraut Baauers Produktionen auf „Aa“ klingen, kann das Hören durchaus unterhalten. Er kann eben ohne Zweifel den Wunsch zum Tanzen auslösen.

Die erste, zweite und dritte Reaktion auf Baauers „Aa“ mag sein, die Hände vors Gesicht zu schlagen und schluchzend „Wieso?“ zu fragen. Die vierte Reaktion mag dann aber tatsächlich gut unterhaltene Körperbewegung – aka Tanzen – sein. Baauers Debütalbum ist eine ziemlich nervige Platte, der man sich vielleicht dennoch nicht erfolgreich und auf Dauer entziehen kann.

Oliver Bothe

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