Rezension

Awkward I

Everything On Wheels


Highlights: Everything On Wheels // Let's Get Ready To Die // Hannah Hung Heavy // The Unknown Character
Genre: Folkpop // Blues // Singer-Songwriter
Sounds Like: Alamo Race Track // Seabear // The Head And The Heart // Stars // Broken Social Scene

VÖ: 17.02.2012

Weg vom Indie-Rock, hin zum Folk. Was für die holländische Band Alamo Race Track mit ihrem wunderbaren neuen Album „Unicorn Loves Deer“ gilt, gilt auch für das ehemalige Bandmitglied Djurre De Haan, der als „Awkward I“ nun bereits sein zweites Album auf den Markt bringt. Und wie schon der Vorgänger „I Really Should Whisper“ schafft es „Everything On Wheels“ mit seinen quirligen, manchmal etwas verqueren, aber stets originellen und sympathischen Folkpop-Songs, dem Hörer ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.

De Haan ist einfach ein wahnsinnig musikalischer Kerl. Das spürt man schon direkt bei seinen Live-Auftritten. Selbst wenn er da ganz allein mit seiner Gitarre vor einer Menschenmenge steht – sobald er anfängt zu spielen, kann er sich selbst kaum mehr beherrschen und fängt an, aufgeregt mitzuwippen zu dieser Musik, die ihn durchströmt und sich den Weg nach draußen bahnt. Dieser Holländer hat das Händchen für richtig tolle Popsongs, die eigentlich im Radio rauf und runter laufen sollten. Wer beispielsweise das fantastische „Let's Get Ready To Die“, das auch von den Stars stammen könnte, gehört hat, wird da ähnlich denken. Hier werden nicht immer die selben langweiligen Akkordfolgen verwendet, und dennoch ist diese Musik unheimlich eingängig und lässt einen schon nach dem ersten Hördurchgang nicht mehr los. Auch textlich zeigt sich Djurre De Haan stets gewitzt und vielseitig, wobei eines seiner liebsten Themen die Auseinandersetzung mit den Beziehungen zu seinen Ex-Freundinnen bleibt. Das sind meist nicht die größten lyrischen Offenbarungen, doch wer solche Erwartungen an „Awkward I“ stellt, wird auch mit ihrer Musik nicht warm werden.

„Everything On Wheels“ ist eine Platte voller kurzweiliger, cleverer Folkpop-Songs, nicht mehr und nicht weniger. Wenn man sich darüber im Klaren ist, kann man mit De Haans zweitem Album eine Menge Spaß haben. Vom knackigen Opener „Everything On Wheels“ mit seinem auf den Punkt perfekt sitzenden Crescendo, mit dem bluesigen „Sat Pretty, Lips Pursed“, dem herrlich durchgeknallten „Unknown Charakter“, in dem sich Djurre De Haan entrüstet mit unverschämten Verhalten des neuen Partners einer Ex-Freundin auseinandersetzt und das ganze Thema dann doch irgendwie in einen ernsthaften Rahmen setzt, bis hin zum recht finster geratenen Zweiteiler „Your Oxygen Mask“ – dieses Album kann einen unmöglich langweiligen, dafür stecken viel zu viele schöne Ideen in diesen Songs. Auch wenn Instrumentierung und Produktion zum Teil noch nicht perfekt sind, ist der Gesamteindruck, den „Everything On Wheels“ hinterlässt, durchweg positiv. Als Musikhörer kann man eigentlich nur froh sein, dass es bei Alamo Race Track ziemlich drunter und drüber ging, was die Besetzung angeht. Auf diese Weise warten die Niederlande schon mit dem zweiten tollen Folkpop-Album innerhalb weniger Monate auf. Bei einem solchen Album sollte es eigentlich nur eine Frage der Zeit sein, bis auch der Bekanntheitsgrad ansteigt. Wer weiß, vielleicht tönt einem ja schon bald einer dieser tollen Hits von „Awkward I“ entgegen, wenn man das Radio anschaltet.

Kilian Braungart

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Live-Session zu "Let's Get Ready To Die":

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