Rezension

Andy Stott

Luxury Problems


Highlights: Numb // Sleepless // Hatch The Plan
Genre: Techno // House // Dub
Sounds Like: Vessel // Burial // Oneohtrix Point Never

VÖ: 26.10.2012

Andy Stott bewegt sich schon seit etlichen Jahren durch den britischen Untergrund. Erst mit Dubstep, dann hat er irgendwann die Ausfahrt in die pechschwarze Dunkelheit genommen. Sein letztes Mini-Album „Passed Me By“ war ein kaum zu ertragender Brocken irgendwo zwischen eiskaltem House und minimalistischem Industrial-Techno. Wahrlich keine Wohlfühlmusik, aber wie alles, was irgendwie böse ist oder klingt, mit einer ungeheuren Anziehungskraft versehen. Der Wille bleibt auf der Strecke und man taucht ein in die Schwärze. Auf seiner neuen Platte hat Andy Stott immerhin ein Feuerzeug angeknipst.

Die einsame Flamme, die auf „Luxury Problems“ brennt, ist Stotts ehemalige Klavierlehrerin Alison Skidmore. Sanft haucht sie zwei Minuten lang immer wieder „Touch“ ins Mikrofon, bevor aus dem Off ein Tiefton-Bass ertönt, in dessen Frequenzbereich sich Skrillex nicht einmal mit erwachsener Begleitung wagen würde. „Numb“ ist ein Biest von einem Song. Unglaublich dicht an Atmosphäre, kaum Platz zum Atmen und doch von strahlender Schönheit.

Es ist der Gegensatz von Skidmores Stimme und Andy Stotts Abgründen, der „Luxury Problems“ so unglaublich interessant macht. Das gelingt zwar nicht immer („Lost And Found“), in den besten Momenten ergeben sich daraus aber elektronische Meisterstücke, mit denen in diesem Jahr allerhöchstens noch Burials EPs mithalten können. Allein wie sich in „Hatch The Plan“ aus einer einzigen Lärm-Kakophonie ein beinahe schon lupenreiner Popsong entwickelt, ist reinster Wahnsinn.

Wird man dann doch mal ganz allein gelassen im Klangkosmos von Andy Stott, dann fällt erst so richtig auf, welche Vielseitigkeit der Brite auch klanglich an den Tag legt. Mal wird man auf brutale Weise in den Dancefloor genagelt („Sleepless“), mal schwebt man acht Minuten lang auf einem einzigen Drone-Teppich („Expecting“) dahin, mal bleibt man einfach nur verwirrt zurück („Up The Box“). Jeder Song ist zugleich Herausforderung und ein akustischer Genuss. So muss elektronische Musik anno 2012 klingen.

Benjamin Köhler

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