Rezension

Amplifier

Echo Street


Highlights: Wheel // Paris In The Spring
Genre: Space Rock // Prog-Pop
Sounds Like: Pink Floyd // Oceansize // Aerogramme

VÖ: 15.03.2013

Es ist das Jahr 2010. Nach der Veröffentlichung von „Insider“ vier Jahre zuvor verloren Amplifier ihren Glauben ans Musikgeschäft. Der Druck der Plattenfirma war zu groß, es war zu wenig Zeit, das Ergebnis war nicht zufriedenstellend. Die Reaktion ließ einige Jahre auf sich warten. Ganz ohne Plattenvertrag machten sich die Briten daran, „The Octopus“ aus eigenen Stücken herauszubringen. Von der Aufnahme über die Produktion bis hin zum Verkauf, alles übernahm die Band in Eigenregie. Sie konnten machen, was sie wollten, ihre Kreativität ausleben und sich die Freiheit nehmen, die sie brauchten. Das bedeutete aber auch 24 Stunden Arbeit täglich und am Ende beinahe den finanziellen Kollaps. Dies hinterließ seine Spuren. Was ihr nunmehr viertes Album „Echo Street“ ausmacht, ist Einfachheit. Die Band ist wieder bei einer Plattenfirma unter Vertrag, sie verpflichteten mit Chris Sheldon einen erfahrenen Produzenten (u.a. Foo Fighters, Biffy Clyro) und benutzten Songs, die sie in schon in den 90er-Jahren geschrieben haben.

Diese Einfachheit spiegelt sich auch in der Musik wider. Bei „The Octopus“ probierte sich die Band aus, ging an ihre Grenzen. Eine verspielte und variable Instrumentierung, laute Gitarrenklänge, aber auch Klaviere und Chöre waren Ausdruck ihrer neu gewonnenen Freiheit. „Echo Street“ ist anders. Die Platte ist ruhiger, schlichter, hier und da kommt auch die Akustikgitarre zum Einsatz. Das Arrangement ist weder besonders überraschend, noch ist es eintönig. Das Album scheint wie aus einem Guss zu kommen. Hört man sich „Matmos“ an, so weiß man im Groben, was einen erwartet: ein ruhiger und langsamer Aufbau, der von Minute zu Minute dynamischer wird und zum Ende hin melodisch wunderbar auftrumpft. „Echo Street“ ist das ruhigste Album der Band, trotz einiger härterer Gitarrenriffs. Teilweise sind sogar Ähnlichkeiten mit Pink Floyd zu erkennen, wie z.B. die sphärischen Charakteristika in „Paris In The Spring“.

Ist das nun gut oder schlecht? Es ist einfach einfach. Amplifier entwickeln sich weiter. Hätte „The Wheel“ auch Teil der Vorgänger sein können, wäre ein Stück wie „Between Today And Yesterday“ niemals von der Band zu erwarten gewesen. Amplifier haben es geschafft, die Balance zwischen ihrer typischen Art und Weise, Musik zu machen, und der musikalischen Weiterentwicklung zu erkennen und zu halten. So, wie sie auf dem Vorgänger gezeigt haben, wie stark ein Album werden kann, das vollkommen frei und ungebunden entsteht, zeigen sie mit „Echo Street“, wie gut ein schlichtes, einfaches Album sein kann.

Lewis Wellbrock

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