Rezension

Alela Diane

To Be Still


Highlights: White As Diamonds // Age Old Blue // The Ocean
Genre: Folk
Sounds Like: Mariee Sioux // Marissa Nadler // Emily Jane White // Vashti Bunyan

VÖ: 20.02.2009

Manchmal dauert es einfach eine Weile, bis sich die Qualität eines Albums herumgesprochen hat. Ganz ohne den Zwang, durch möglichst raschen Output neuen Materials auf sich aufmerksam machen zu müssen, ist es dann schließlich in aller Munde. Vier Jahre hat es gedauert, bis es Alela Dianes Erstling „The Pirate’s Gospel“ vom ersten Self-Release bis nach Deutschland im Frühjahr 2008 geschafft hat, und verdientermaßen zählt die 25jährige Songwriterin aus Nevada City inzwischen zu den wichtigsten Vertreterinnen ihres Genres. Das nun vorliegende Werk „To Be Still“ ist also kein überhasteter Schnellschuss, sondern die zu erwartende konsequente Fortführung ihres Schaffens.

Während sich „The Pirate’s Gospel“ teilweise auf hoher See abspielte, tut sich beim Hören von „To Be Still“ doch eher die Weite der kalifornischen Landschaft vor dem geistigen Auge auf. Alela Dianes Heimat prägt nicht nur ihre Musik, sie scheint auf dem gesamten Album präsent zu sein. „Strong spines of valley hills all overgrown in gold look softer than a spool of old silk thread“ singt Diane im Opener „Dry Grass & Bones“, umsäuselt von Pedal Steel und entspanntem Gitarrenspiel. Auch im Titeltrack kommt die enge Verbundenheit mit ihrer Heimat klar zum Ausdruck: „While you've been away I have needed your strong hands / California hills will surely welcome us back home“.

Eines der großen Highlights des Albums ist das heitere „White As Diamonds”. Eine kluge Entscheidung war es, diesen Song vorab der Hörerschaft zu präsentieren, da er exemplarisch alle Stärken von „To Be Still“ aufzeigt. Der Song besitzt eine dieser wunderbar eingängigen Melodien, die nur darauf gewartet haben, von einer solchen Stimme in die Welt hinausgetragen zu werden. Mit einer natürlichen Leichtigkeit spannt Alela Diane die schönsten Melodiebögen, die von Mariee Sioux und Alina Hardin harmonisch ergänzt werden. Die Drums wirken schon beinahe poppig, eine Fiddle gibt dem Ganzen eine leicht europäische Note und ein warmer Celloklang rundet das Klangbild ab. Eine erfreuliche Überraschung stellt außerdem „Age Old Blue“ dar - ein Duett mit Michael Hurley, das Matt Bauer durch sein feinfühliges Banjospiel verfeinert. Die Liste der Gastmusiker für „To Be Still“ ist recht beachtlich, und dennoch macht das Album einen sehr homogenen Eindruck, da hier jeder weiß, was er beizutragen hat, und somit Alela Dianes Gesang stets im Zentrum der Songs steht.

Einige Zeit ist also vergangen, und doch hat sich im Wesentlichen nichts geändert. Alela Diane gibt weiterhin ihre naturverbundenen meditativen Lieder zum Besten, die nicht ganz so trocken und direkt wie auf ihrem Debüt daherkommen, aber nie Gefahr laufen, prätentiös zu wirken. Selbstverständlich revolutioniert „To Be Still“ die Musikwelt nicht, doch darum geht es beim Folk auch gar nicht. Ein bewusstes Aufgreifen altbekannter Stile und Ausdrucksmittel, dem es eine persönliche Note hinzufügen gilt - das ist es doch letztlich, was diesen zutiefst traditionellen Musikstil ausmacht. Auch wenn das öffentliche Interesse an dieser Art des Musizierens vielleicht bald wieder schwinden mag, „To Be Still“ vereint wunderbar zeitlose Songs, die über Vorwürfe aufgesetzter Altertümlichkeit weit erhaben sind.

Kilian Braungart

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