Rezension

Alec Empire

The Golden Foretaste of Heaven


Highlights: New Man // I.C.E. (As if she could steal a piece of my glamour) // Death Trap in 3D
Genre: Wave-Glitch-Funk
Sounds Like: Phillip Boa // Von Südenfed // Velvet Underground // Atari Teenage Riot

VÖ: 18.01.2008

Ein Album besprechen zu sollen, zu dem bereits der perfekte Text existiert, ist und bleibt eine undankbare Angelegenheit. David Hugendicks ZEIT-Tonträger-Blog-Kommunikation zwischen Null, Eins, Hormonen und Musikkritikern fasst alles zusammen, was zu „The Golden Foretaste Of Heaven“ zu sagen ist. So kann hier nur noch ergänzt und ausgeschmückt werden.

Als Von Südenfed einen bisher unbetrachteten Punkt im musikalischen Universum mit ihrer Fahne markierten, stand dieser kleine Fleck ziemlich allein da. Die Schnittmenge zwischen Funk, Punk, New Wave und Glitch schien doch eher unscheinbar klein. Zur gleichen Zeit, während Mouse on Mars und Mark E. Smith sich an die Erforschung dieses weißen Flecks machten, brütete in Berlin Alec Empire über seiner Vision eben dieser Region. Von Südenfed platzierten die Fahne, Alec Empire zieht die erste weitere Grenzlinie.

Dabei orientiert er sich bei aller Zerstörtheit der Musik stark an Pop-, bzw. Rock’n’Roll-Strukturen. Klanglich zwischen Bowie, Velvet Underground, Philip Boa und Depeche Mode, dabei immer aus Synthesizer und Laptop – bzw. mehreren davon – stammend, lässt es sich genießen, dazu tanzen oder sogar chillen („1000 eyes“). Besonders der Gesang und seine widerspenstige Inszenierung in der durchaus Indie-populären Musik erinnern dabei eben an Mark E. Smith und dessen Von-Südenfed-Engagement.

„New Man“ eröffnet das Album verzerrt poppig-wavig, „If You Live Or Die.“ stolpert als Synthie-Rock daher, steigert sich in eine glasklare, schmerzhafte Soundwall und gibt ab an „I.C.E.“. Ein Tanzflächenfüller und Monsterhit. Glitchfunk oder Wavetechno. Wie auch immer. Alec Empire versteht es, die eigene Klangvision in bekannte Strukturen zu integrieren und so Neues zu schaffen. Den Sinn des Siebenminüters „1000 Eyes“ kann ich bisher dennoch nicht erfassen. Interessant, ja. „Heroine“, na ja. Meditativ und hypnotisch, sicher. Zwingend notwendig, sicher nicht. Da begeistert „Down Satan Down“ schon eher, geht in die Füße, beweist: Bleeps und Clicks aus dem Synthesizer müssen nicht immer nur als Techno begeistern, sondern besitzen Funk in seiner urtümlichsten Definition. Traditionellen Technopunk, wie ihn mancher von Alec Empire sicher erwartet, bietet „On Fire“, wogegen „Robot LOVE“ für das Kraftwerkartige der Musik steht. „Death Trap In 3D“ setzt dann fort, was „New Man“ begann, bevor „Bug On My Windshield“ irgendwo zwischen Bowie und Jacko und Nine Inch Nails daherblubbert.

Den Parforce-Ritt, die in der Küchenmaschine produzierte Pop-Rock-Tech-Electro-Mische beendet „No/Why/New York“ ruhig harmonisch. So fühlt man sich ermutigt, gleich von vorne anzufangen, und sich erneut in dieses noch nahezu unbekannte Land zu begeben. Und danach kommen dann Von Südenfed dran.

Oliver Bothe

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