Rezension

Ätna

Made By Desire


Highlights: Come to Me // Try // Ruining My Brain // La La La La
Genre: Electronica // Pop
Sounds Like: Fever Ray // Grimes // Georgia // Kat Frankie

VÖ: 14.02.2020

Als „ein retrofuturistisches Gesamtkunstwerk“ wird das Debütalbum von Ätna in ihrem Promotext bezeichnet. Klar, diese Texte sind dafür geschrieben, das Interesse zu wecken und die Musik anzupreisen. Doch irgendwie muss man zustimmen. Das, was Ätna da präsentieren, ist vielfältig und nicht ohne Grund haben sie sich insbesondere international einen größeren Namen gemacht: Tourneen durch Russland, Slowenien, Tschechien und Estland, Konzerte in Istanbul und London. Montreux Jazz Festival oder Coachella? Ätna haben sich entschieden: Beides. In Montreux waren sie schon.

ÄTNA haben sich 2012 auf einer 90er-Jahre-Euro-Trash-Party kennengelernt und beschlossen, zusammen Musik zu machen. Die studierte Jazzsängerin Inéz liebt Minimalismus und puristische Klaviermusik. Demian dagegen fasziniert das Durcheinander. Ihre Songs entstehen meist aus der Improvisation, die sie aufnehmen und aus deren Ergebnissen sie dann das beste zusammengefügen.

Dabei ist ihr Sound zwar sehr minimalistisch und bedient sich nur weniger Akkorde – aber gleichzeitig auch bombastisch, sphärisch und geschmückt mit viel Elektronik und eskalativen Drums. Eurodance trifft Futurismus trifft Klavierballade. Inéz Stimme ist stets voluminös und wird durch Hallschleifen, Effekte und Delays zwar verfremdet, aber nicht verzerrt.

Insbesondere bei „Try“ kommt ihre Stimme zur Geltung. In dem Text fragt ein zweifelndes lyrisches Du: „You don't know, you're still the man in the mirror?” und ein weiteres lyrisches Du antwortet: „Try“ – denn einfach-mal-machen relativiert oft die Zweifel. Fast ohne dass man es merkt, sind die letzten Zeilen auf Deutsch gesungen – genau an dem Punkt, wo die simple Pianountermalung sich ändert und mehr Drums dazukommen.

Dass ihr ästhetischer Anspruch über das Musikalische hinaus geht, zeigt sich auch in den Videos von Ätna. „Come To Me“ ist ein Song über eine Frau, die will, dass der Typ an ihrer Seite sich endlich mal wieder Mühe gibt – und dann auch wieder verschwindet. Darin heißt es sich stets wiederholend „Come to me when the sun goes down, I don't, I don't wanna be, I don't wanna be alone” – und im dazugehörigen Video bewegt sich Demian auf einer Vielzahl von Gefährten voran, ästhetisch perfektioniert.

Die einzelnen Songs des Albums mit einem Schlagwort zusammenzufassen, funktioniert nicht. Zu oft gibt es unerwartete Wechsel innerhalb der Tracks und eben in der Gesamtheit der Titel. Somit lohnt es sich, das Album in Gänze zu hören – denn am Ende ist es eben ein Gesamtkunstwerk.

Lina Niebling

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Video zu Come to Me
Try

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