Konzertbericht

Zeal & Ardor


Eigentlich als "1-Mann-Internetphänomen" gestartet, war klar, dass die Liveumsetzung des Projektes "Zeal & Ardor" rund um Manuel Gagneux kein Soloauftritt sein würde. Gleichzeitig Doublebass-Geballer und Gitarre schrammeln ist halt schwer. Wie genau die Umsetzung des spannenden Stilbruchs, mit dem Gagneux seit einigen Monaten erfolgreich ist, aussah, haben wir uns für euch in Berlin angeschaut.

Die Klimaanlage des "Musik & Frieden" musste an diesem Abend viel leisten. Randvoller Raum, durchaus Bewegung im Publikum und eine bestens aufgelegte Band. Zunächst heizte die Vorgruppe Hathors mit ordentlichem Geballer ein, ehe ein halbes Dutzend Menschen in Kapuzenpullovern den Raum betraten. Die Bühne des "schwarzen Zimmers" wird auf Dauer zu klein für Zeal & Ardor sein, merkt man bereits zu Beginn. Zum einen hat die Gruppe kaum physischen Platz, sich dort auszubreiten, zum anderen zeigen schon die ersten Takte, warum dieses Zeal & Ardor seit einigen Monaten einen kleinen Szenehype erfährt. Der Mix aus Soul-, beziehungsweise Gospeleinlagen mit wechselseitigem Metalgeballer sucht seinesgleichen.

Darüber hinaus ist auch die Aufgabenverteilung recht unorthodox: Neben Frontmann Manuel Gagneux versammeln sich noch ein Gitarrist, ein Schlagzeuger, eine Bassistin sowie zwei Backgroundsänger, denen es eindrucksvoll gelingt, Gagneux an den richtigen Stellen als Chor oder Schrei-Begleitung zu unterstützen. Obwohl es bis dato nur das 25-minütige Debütalbum in die Läden geschafft hat, spielen Zeal & Ardor an diesem Abend etwas über eine Stunde. Das überwiegend neue Material fährt das Schema der bekannten Stücke weiter: Anstatt Strophe-Refrain-Strophe ist es hier Gospel-Geballer-Gospel.

Beides auf hohem technischem, wie gesanglichen Niveau, lediglich die Abwechslung kommt dabei auf Dauer zu kurz. Langfristig müssen sich Zeal & Ardor etwas einfallen lassen, denn in wirklich jedem Stück auf ein bewährtes Muster zu setzen, wird auf Dauer langweilen. An diesem Abend kommt es jedoch nicht dazu, der Auftritt hat perfekte Länge, ein passgenaues Setting, wann welches Stück, beziehungsweise welcher Einsatz, das Publikum mitreißen kann. Dazu ein Manuel Gagneux, der in den wenigen Ansagen sympathisch wirkt und den eigenen Erfolg leicht ungläubig überrascht zur Kenntnis nimmt. Man merkt in diesen Momenten, dass hier alle Beteiligten sehr viel Spaß haben und das zweite Album des Projektes, welches zeitnah anstehen sollte, sich wird sehen lassen können.

Klaus Porst