Konzertbericht

Anna Von Hausswolff


Anna von Hausswolff an einem Montagabend in der Freiburger Alternative-Kneipe Café Atlantik. Eine gewagte Kombination, aber Anpassungsfähigkeit war an diesem Konzertabend ohnehin mehr denn je gefragt.

Bereits die Anreise stand für den schwedischen Tour-Tross unter keinem guten Stern. Hausswolffs Bandkollege Filip Leyman vertrat sich bei einer Rast in einem Bodenloch und brach sich direkt den Fuß. Von der Uniklinik schließlich bei der Location angekommen gleich die nächste Planänderung: die Vorband hat Soundprobleme und kann erst nach den Schweden spielen. Also Schmerzmittel reingeworfen und sofort auf die Bühne. Ein echter Kaltstart sozusagen.

Tatsächlich dauert es auch ein wenig bis sich Band und Publikum eingegroovet haben. Mit minutenlangem, sphärischem Drone startet von Hausswolff ihr Set und macht damit sofort klar, dass der Sound des neuen Albums den Abend dominieren wird. Auch optisch liefert die Schwedin ein klares Statement. Mit ihrer Hammond-Orgel sitzt die ohnehin nicht gerade große Künstlerin im hintersten Eck der Bühne, größtenteils verdeckt von ihren Bandmitgliedern. Die Aussage ist klar: die Musik soll im Vordergrund stehen und nicht die Person beziehungsweise Stimme von Anna von Hausswolff.

Zuerst etwas irritiert, lassen sich die Zuschauer aber im Laufe des Konzerts immer mehr auf den faszinierenden Klangteppich ein, der mit überraschend gutem Sound in das Café Atlantik tönt. Und es sind viele gekommen an diesem Wochenanfang. Waren einige Jahre zuvor an gleicher Stelle nur gut 30 Leute anwesend, sind es dieses Mal deutlich über hundert. Vom in voller Montur gekleideten Goth-Anhänger bis zu jungen Indie-Mädchen ist alles dabei. Das zeigt auch, welche Bandbreite Anna von Hausswolff mit ihrer Musik inzwischen anspricht.

Mit einer Setlist, die ausschließlich aus Songs der beiden letzten Platten "Ceremony" und "The Miraculous" besteht, spielen sich die Schweden die Pechsträhne des Tages routiniert von der Seele und in die der Zuschauer hinein. Kurz vor Schluss rückt Anna von Hausswolff dann sogar noch mal in den Mittelpunkt, als sie ihr Instrument verlässt und wie eine Elfe zu "Stranger" über die Bühne tänzelt. Dass sie eigentlich eine sehr nahbare Person ist, zeigt sie auch durch ihre Anwesenheit am Merch-Stand nach dem Ende des Konzerts. Funeral-Pop während andere Zweitliga-TV schauen? Funktioniert.

Benjamin Köhler