Festival-Nachbericht

Phono Pop Festival 2006-2015


Die 10. Jubiläumsausgabe des Phono Pop Festivals wird gleichzeitig auch die letzte sein. Mit dieser Nachricht schockten die Veranstalter im Vorfeld die Besucher. Die Beweggründe dafür sind aber nachvollziehbar: Seit jeher ist das Festival eher ein Hobbyding gewesen und nur mit Hilfe von unzähligen Freiwilligen überhaupt erst realisierbar. Da ist halt irgendwann auch mal der Akku leer. Wir werden alle nicht jünger und daher ist es nur zu verständlich, dass nach einem Jahrzehnt dann mal Familie und Job im Vordergrund stehen und der jährliche Kraftakt einfach nicht mehr möglich ist.

Deswegen sind wir unendlich dankbar für die vielen Jahre, in denen wir das Festival präsentieren und begleiten durften. Zuerst in der Rüsselsheimer Festung, einer mehr als außergewöhnlichen Location, die dann aber auch schon bald zu klein war für das wachsende Interesse der immer zahlreicheren Festivalbesucher, und ab 2010 dann für die letzten sechs Jahre auf dem Gelände des ehrwürdigen Opelwerks nur wenige Meter entfernt. Auch dort herrschte von Beginn an eine ganz eigene und besondere Atmosphäre und das familiäre Drumherum sorgte sowieso dafür, dass man sich immer von der ersten Sekunde an sauwohl fühlte.

Was das Phono Pop Festival aber so einzigartig gemacht hat, ist auf den ersten Blick gar nicht so offensichtlich: es gab von Anfang an nur wenig bis gar keinen Anlass zur Kritik und größere organisatorische Verbesserungen waren im Laufe der Jahre kaum nötig. Warum? Weil die Veranstalter einfach vom Start weg genau wussten, was die Zuschauer erwarten und was sie brauchen. Dazu muss man wissen, wie eine Festival-Crowd tickt, und niemand hat das auf nationaler Ebene besser hinbekommen als das Phono Pop Festival. Wünsche wurden erfüllt, bevor sie geäußert wurden. Ging mal was schief, konnte man sicher sein, dass der Fehler bis zum nächsten Mal ausgemerzt wurde. Und dann war da halt auch immer dieses unverschämt nette Personal, das irgendwelchen Konflikten überhaupt erst gar nicht die Möglichkeit gab, sich zu entwickeln. All das ist nur möglich, wenn man eine perfekte Festival-Organisation am Start hat und das war beim Phono Pop jedes Jahr der Fall.

Genau so konnte man immer sicher sein, dass es ein großartiges Line-up geben würde. Man könnte an der Stelle jetzt unzählige Bandnamen aufzählen, die für sich sprechen. Zwei Auftritte sind mir aber besonders im Gedächtnis geblieben. Zum einen die Japandroids bei der ersten Auflage im Opelwerk, damals noch in einem kleinen Festival-Zelt inmitten des Fabrikhofs. Gerade erst so einigermaßen bekannt geworden, feuerte das Duo eine abartige Show ab und ich habe selten ein Publikum gesehen, das so euphorisch jeden einzelnen Song zelebrierte wie damals. Und ein Jahr später spielten plötzlich die Future Islands an gleicher Stelle. Kurz vor DEM Letterman-Auftritt war das noch und jeder einzelne Zuschauer wusste nach dem Konzert bereits, was Sache ist oder sein wird. Eine Wahnsinns-Performance.

Ihr wollt doch noch ein paar Namen haben? Na gut: Fehlfarben, Die Türen, Jeans Team, Die Sterne, Bonaparte, Get Well Soon, I Am Kloot, Gisbert zu Knyphausen, Junip, Two Gallants, Nada Surf, Warpaint, We Were Promised Jetpacks, Local Natives, The Thermals, The Notwist, Afghan Whigs, Ja, Panik...

Das Phono Pop war immer am Puls der Zeit, meistens auch schon voraus und hatte auch immer Nachwuchsbands und -künstlern eine Plattform geboten. Nur mit The Weakerthans wollte es irgendwie nie klappen, obwohl man sich jedes Jahr aufs Neue um sie bemühte. Fast schon pure Ironie, dass sich die Band aus Kanada dann auch gleich nach dem Ende des Phono Pop Festivals ebenfalls auflöste.

Ich könnte jetzt noch etwas zum letzten Phono Pop Festival schreiben. Wie es war. Welche Auftritte besonders toll waren, welche vielleicht eher nicht. Ob die Sonne geschienen hat und ob auch wieder der leckere afghanische Essensstand seinen üblichen Platz innehatte. Irgendwie passt das aber dieses Mal nicht so richtig in unseren "Nachbericht" rein, also lassen wir dieses letzte Mal einfach unsere Bildergalerie sprechen.

Stattdessen möchten wir noch einmal "Danke" sagen für die vielen schönen Jahre und Erinnerungen! Ganz besonders Carsten Roth, der unsere Seite auch nach dem Namenswechsel immer unterstützt hat und uns Teil des Festivals hat sein lassen. Wir rufen jetzt schon mal laut "REUNION! REUNION!" und warten so lange auf das Comeback des Phono Pop Festivals.

Benjamin Köhler

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