Festival-Nachbericht

Droneberg II


Zum zweiten Mal fand das Droneberg-Festival in Berlin statt. Die sechs Bands an dem Abend boten ein reichhaltiges Spektrum härterer Musik – mitsamt einigen Überraschungen, positiver, wie negativer Hinsicht. Wie genau es am Abend des 09.04.2016 zuging, erfahrt ihr in unserem Bericht.

Zum zweiten Mal findet an diesem Abend des 09.04.2016 in Berlin das Droneberg Festival statt. Nach dem vielversprechenden Debüt des Hamburger Festivalablegers haben sich dieses Mal sechs Bands für die Bühne des SO36 angekündigt: Abest, Cranial, Mountain Witch, Switchblade, Downfall Of Gaia und Buried At Sea. Bereits einen Tag vorher bespielten diese das Hafenklang in Hamburg – laut Berichten vor recht vollem Haus. Dies ist in Berlin schon mal anders. Trotz gutem Start im letzten Jahr und trotz der immerwährenden Aussage: "Berlin ist halt schwierig, weil so viel gleichzeitig ist", ist es schon verwunderlich, dass an dem Abend recht wenige Besucher den Weg nach Kreuzberg finden. Über weite Strecken bleibt der Saal halb leer, was zum Glück aufgrund der allgemeinen Düsternis recht schwer zu merken ist.

In diese Düsternis treten ab 18 Uhr die ersten Bands: Abest und Cranial, die wir leider auch verpassen und daher sind Mountain Witch unser Opener am Abend. Mountain Witch haben nicht nur einen Drummer, der aussieht wie "Sex Machine"; nein, dieser singt (!) auch noch und sie machen die passende Musik zu einem Desert-Splatter-Film (!!). Zusammen genommen bedeutet dies: Bluesiger, staubtrockener Stoner- und Desertrock, der stellenweise nicht nur an die frühen Black Sabbath erinnert, sondern auch fröhlich deren Riffs verwendet (etwa aus "War Pigs"). Mountain Witch machen ihre Sache gut, anders als die ihnen folgenden Switchblade. Ihre Alben entfalten einen recht tiefgehenden, wuchtigen Doomsound und man fragt sich, wie sie dies nur als Duo schaffen. Die Antwort ist so banal wie schade: Sie schaffen es nicht, diesen Sound live auch nur ansatzweise zu transportieren. Nur mit Drums und Bassgitarre allein stehen die beiden Schweden auf der Bühne und das, was von dort kommt, ist leider viel zu wenig, als dass es den Raum des SO36 auch nur annähernd einnehmen könnte – zusätzlich kommen Vocals und diverses Beiwerk vom Band, was bei Musikern dieses Stiles eher ungewöhnlich ist.

Auf die Enttäuschung folgt eine Überraschung: Downfall Of Gaia treten auf die vernebelte Bühne und beginnen wie eine recht "normale" Sludge/Doom/Posthardcore-Band. Langsames Vorantasten der einzelnen Instrumente, die sich Schritt für Schritt zusammenfügen, bis plötzlich ein Stroboskopgewitter einsetzt. Völlig aus dem Nichts wird aus dem gemütlichen Doommetal ein Grindcore-/Crustcoreschlachtfeld, welches definitiv keine Gefangenen nimmt. Selten so einen wütenden, konsequent alles niedermähenden Abriss gesehen. Eine knappe Stunde verwirren Downfall Of Gaia immer wieder. Streuen Gitarrenpostrock rein, der Explosions In The Sky nahegeht, nur um Sekunden später wieder in einen Stil zu verfallen, den wohl die wenigsten Hörer dieser Band gutheißen. Stilbrüche und -blüten, die scheinbar nicht zusammen passen, live jedoch an diesem Abend eine wunderbare Mischung ergeben. Die später angehörten Alben können dieses Niveau übrigens durchaus halten.

Den Abend beenden Buried At Sea. Dieses Mal keine Überraschungen. Depressiver Doommetal. So tief wie der Mariannengraben, so düster wie dessen Boden und genauso schwer wie der Druck, der dort unten auf einem lastet. Diese Musik muss live einfach genau so klingen und das schaffen Buried At Sea bis zum Ende. Fast frühlingshaft ist es noch zu Festivalbeginn an diesem Nachmittag. Wer in den Club hineingeht, mag noch an die Sonnenstrahlen draußen gewöhnte sein. Wer ihn sieben Stunden später verlässt, steigt hinaus in eine schwarze Nacht, die an diesem Samstag gleich noch etwas schwärzer und schwerer erscheint. Genau das also, was dieses Festival erreichen soll. Hoffentlich nächstes Jahr wieder.

Klaus Porst

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