Festival-Nachbericht

Droneberg Festival 2017


Kurz nachdem sich vor der Tür der Abend ankündigt, herrscht im SO36 bereits tiefste Nacht. Es ist dunkel, es ist stickig und vor allem ist es laut. Grund dafür ist das dritte Droneberg Festival, welches an diesem Abend erneut einen musikalischen Querschnitt tonnenschwerer Sounds bietet.

Den besten Beweis dafür tritt bereits der Eröffnungsact an. "Viel Amp, viel Ehr", ist das Motto von Christopher Colossus und getreu diesem befindet sich ein riesiger Turm aus Verstärkern auf der Bühne. Das dreißigminütige Set – ohne Pause natürlich – besteht aus dem von Colossus erzeugten Röhren, das seine Gitarre erzeugt. Als Ein-Mann-Sunn-O)))-Verschnitt spielt er sich durch ein Set, mit welchem es sich gut auf spätere Bands einstimmen lässt, das sich gen Ende jedoch sehr weit aus diesem Musikkosmos entfernt. Geräusche wie aufheulende Motoren lassen diesen Auftritt ausklingen.

Wenig später betreten Tesa die Bühne. Zu Beginn reißen sie recht wütenden Sludge ab, der im späteren Verlauf immer weiter ins Postrockige abdriftet. Begleitet von gelegentlichen, kaum hörbaren Shoutparts des Schlagzeugers überzeugen die Litauer mit einem gefälligen Auftritt, der zwar das Rad nicht neu erfindet, aber immerhin wissen sie, wie man fährt.

Bereits während des Soundchecks ist klar: Der nun kommende Auftritt hat ein ganz anderes Kaliber. Die Rede ist von Author & Punisher, für viele DER Grund, an diesem Abend das SO36 aufzusuchen. Mit seinen Dronemaschinen hat sich Tristan Shone einen ganz eigenen Kosmos geschaffen. In immenser Lautstärke gibt es eine gute dreiviertel Stunde auf die Ohren: Industrial, Doommetal, bisweilen sogar technoide Momente – begleitet von schreienden, keifenden Lauten, die er mittels der Apparaturen an seinem Kehlkopf und vor sich erzeugt. Author & Punisher ist so körperlich fordernd, selbst wenn man sich kaum bewegt, dass es die Künstler danach schwer haben, noch Energie freizusetzen. Ihn als letzten Act zu platzieren wäre sicher deutlich sinnvoller gewesen.

So müssen sich nun Whores. (siehe Foto) beweisen. Deren Stilmix lädt zumindest zum ersten Mal an diesem Abend dazu ein, sich massiv zu bewegen. Sie spielen recht simplen Noisepunk, dessen Schwachstelle der recht beliebige, nicht sehr kräftige Gesang ist, der sich ansonsten jedoch hören lässt. Im Verlaufe ihres Set werden sie zudem immer mal wieder Ausflüge in eine Art Punkmetal unternehmen, sprich recht eingängige, aber harte Rythmen abliefern. Wie zu erwarten war, gaben Whores. einen guten Ausblick auf den Headliner des Abends: Big Business. Diese gehen den entgegengesetzten Weg zu Christopher Colossus, welcher seine Gitarre wie fünf Bässe gleichzeitig klingen lässt. Big Business hingegen bestehen aus Schlagzeug und Bass, welcher dank Effekten und Virtuosität klingt, als wären hier mehrere Gitarristen am Werk. Dazu spielt man leicht bluesigen, sludge-angehauchten Stoner der Marke Melvins.

Kurzum: Auch das Droneberg III kann man als gelungen ansehen. Was jedoch an diesem Abend bemerkbar ist, dass man fürs kommende Jahr vielleicht etwas umplanen sollte: Anders als in Hamburg, wo man in einem recht kleinen Club zu Hause ist, der dann dank Ausverkauf voll ist, scheint das SO36 insbesondere für diese Ausgabe deutlich zu groß. Schätzungsweise 200 Menschen finden an diesem Abend den Weg in den Laden, Platz wäre für drei Mal so viele gewesen. So wirkt der Platz vor der Bühne recht spärlich besetzt, was angesichts der Qualitäten der auftretenden Musiker etwas auf die Grundstimmung schlägt und dem, was an diesem Abend geboten wird, nicht gerecht wird.

Klaus Porst

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